Erfolgsautoren wie der Südafrikaner Wilbur Smith (Das Grabmal des Pharao, Die Schwingen des Horus, Monsun, Der Stolz des Löwen, Entscheidung Delta u.v.m.) versprechen spannende Unterhaltung. Smith hat seit 1964 über 30 Romane veröffentlicht und viele Landschaften und Themen behandelt, wobei er die Recherchen meist vor Ort auf Reisen betrieb. Obwohl er hier-zulande weniger bekannt ist als im englischsprachigen Raum, erfreut er sich dennoch einer treuen Fangemeinde.
Taita, Erzieher des jugendlichen Prinzen Nefer, rettet diesen nach dem Tod des Pharaos vor den Nachstellungen des Usurpators Naja und dessen Helfershelfern, dem Hyksosfürsten Trok und dem Magier Ishtar. Titas Bemühungen, Nefer an die Macht zu bringen, werden erschwert durch Najas Bündnis mit dem Hyksosfürsten Trok und das Eingreifen des eifersüchtigen Ma-giers Ishtar. Nefer muß Naja und Trok besiegen, wenn er Pharao werden und die geliebte Hyksosprinzessin Mintaka zu seiner Königin machen will.
Die Söhne des Nils ist der Folgeroman zu Das Grabmal des Pharao, und beide Romane drehen sich um den Magier und Eunuchen Taita. Schenkt man den Leserrezensionen Glauben, handelt es sich um einen sehr spannenden und anregenden Roman mit interessanten Figuren, den man nicht mehr aus der Hand legen kann.
Vermutlich kommt es allerdings auf die Erwartungshaltung an. Smith garantiert unterhaltsames Lesefutter, es ist immer etwas los, und die Lösung ist, gemessen an der Handlung, befriedigend. Seine Charaktere sind scharf, allerdings holzschnittartig und stereotyp gezeichnet. Das 'pralle Leben' feiert fröhliche Urstände, was bedeutet, daß Gewalt und insbesondere sexuelle Gewalt ein wichtiges Element ist. Daneben finden sich lange, geradezu langatmige Schilderungen wie z.B. die 'Rote Straße', eine Art Initiationsritus für eine Kriegerelite, oder die Jagd des Prinzen Nefer nach seinem Königsfalken.
Smiths Recherchebemühungen waren sicherlich gründlich, doch der Mix aus Erkenntnissen, die als Versatzstücke für eine bunte Kulisse dienen, und kühner Spekulation ist nicht jedermanns Sache. Vor allem die bereits erwähnte 'Rote Straße', die im Buch eine bedeutsame Rolle spielt, bedient sich in der (spekulativ erschlossenen) Vorstellungswelt des Mithraskultes und entwirft dabei ein Prüfungsverfahren, das von einem sterblichen Menschen eigentlich nicht geleistet werden kann.
Erzähltechnisch ist der Roman streng linear und anspruchslos gehalten; die Dinge geschehen, eine tödliche Gefahr folgt auf die nächste, und meist wird erst im Nachhinein eine Erklärung für die Ereignisse geliefert, was kurzfristig für Überraschungen sorgt. Gelegentlich wirkt es jedoch, als sei diese Wendung dem Verfasser erst während des Schreibens eingefallen, und nun sucht er nach einem plausiblen Grund.
Wenn man einfach gestricktes Lesefutter für lange Bahnfahrten sucht, ist man mit diesem Ro-man sicherlich gut bedient ' man sollte jedoch keine Neigung verspüren, sich über sachliche Fehler oder dramaturgische Schwächen zu ärgern.