Dieses Buch ist ein Sammelband, den der Göttinger Fachvertreter für die alttestamentliche Wissenschaft herausgegeben hat. Es handelt sich dabei um die Hauptvorträge aus den Jahren 1996-2000, die im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der altorientalisch-hellenistischen Religionsgeschichte des 1. Jahrtausends v. Chr. gehalten wurden. Das Ziel der Arbeitsgemeinschaft war, 'die israelitisch-jüdische Religionsgeschichte primär historisch, d.h. genetisch, und im Kontext der vorderorientalischen Religionsgeschichte zu untersuchen'. Der Band ist geographisch gegliedert und umfaßt folgende Beiträge:
Heidemarie Koch, Iranische Religion im achaimenidischen Zeitalter. Josef Wiesehöfer, Kontinuität oder Zäsur? Babylonien unter den Achaimeniden. Joachim Oelsner, Babylonische Kultur nach dem Ende des babylonischen Staates. Eckart Frahm, Zwischen Tradition und Neuerung ' Babylonische Priestergelehrte im achämenidischen Uruk. Heike Sternberg-el-Hotabi, Die persische Herrschaft in Ägypten. Ingo Kottsieper, Die Religionspolitik der Achämeniden und die Juden von Elephantine. Ernst Axel Knauf, Elephantine und das vor-biblische Judentum. Gregor Ahn, 'Toleranz' und Reglement ' Die Signifikanz achaimenidischer Religionspolitik für den jüdisch-persischen Kulturkontakt. André Lemaire, Das Achämenidische (sic!) Juda und seine Nachbarn im Lichte der Epigraphie. Erhard Blum, Esra, die Mosetora und die persische Politik. Thomas Willi, 'Wie geschrieben steht' ' Schriftbezug und Schrift ' Überlegungen zur frühjüdischen Literaturwerdung im perserzeitlichen Kontext. Klaus Koch, Persisch-hellenistischer Synkretismus am Beispiel Kommagene ' Mit einem Seitenblick auf Israel.
Damit war das Unternehmen von vorneherein interdisziplinär angelegt. So erfährt der Leser denn auch Unbekanntes aus verschiedenen Bereichen, die nicht zu seinem Arbeitsgebiet gehören. Aber es bleibt zu fragen, ob eine Darstellung des Problems aus einer Hand nicht sinnvoller gewesen wäre, wenngleich die Sichtweise eines einzelnen Autors immer beschränkt ist. Da ein großer Teil der in der Bibel gesammelten Schriften erst in der Epoche persischer Vorherrschaft entstanden ist, bleibt der Rückbezug auf die alttestamentlichen Schriften eine notwendige Aufgabe. Doch wird diese Aufgabe kaum wahrgenommen. Die Besonderheit persischer Herrschaft kommt selten in den Blick. Die Leistung der Achämeniden bleibt ebenso ungeklärt wie diejenige der verschiedenen Autoren alttestamentlicher Schriften. An keiner Stelle wird das vorhandene Material erschöpfend behandelt. Das wäre noch am ehesten für die jüdische Gemeinschaft in Elephantine möglich gewesen, haben sich doch dank glücklicher Umstände große Archive auf der Nilinsel in aramäischer Schrift und Sprache erhalten, die einen authentischen Einblick in das Leben und den ausgeübten Kult der jüdischen Kolonie erlauben.