Das Lexikon der Antike wurde in erster Auflage 1971 vom Bibliographischen Institut in Leipzig herausgebracht. Es entstand als Gemeinschaftswerk von Vertretern der klassischen Altertumswissenschaft in der DDR, es ist somit auch etwas von historischem Interesse, gerade auch für Studierende: zu suchen, zu finden, was an marxistischen theoretischen Positionen färbend in die doch dem Anspruch nach ‚objektiven' Lexika-Artikel einging. Vielleicht gehört hierzu auch, dass man eine ausreichende Information über den gar nicht so unwichtigen Gartengott Priapos vermisst, der als Wächter des Hauses mit erigiertem Phallos manchen Dieb in die Flucht jagte. Die unterdrückten römischen Elegien Goethes sind ohne dass man ihn und seinen Mythos kennt, nicht zu verstehen. Daß der katholische Augsburger Weltbild-Verlag, 1990 eine Lizenzausgabe vertrieb [wenngleich es v.u.Z. heißt anstatt v. Chr.], gehört auch zu den Momenten, die dem Leser bekannt sein müssen, wenn er vorhandene ideologische Beimengungen leichter erkennen will. Das Lexikon steht in Konkurrenz zum Kleinen Pauly. Es ist bemüht, ein Bild des griechisch-römischen Altertums zu zeichnen, das dessen sozialökonomische Grundlagen ebenso sichtbar werden läßt wie seine Verflechtung mit dem Orient sowie mit anderen vorangegangenen und gleichzeitigen Kulturen. Die herkömmliche geistesgeschichtliche Betrachtungsweise samt ihrer klassizistischen Beschränkung sollte überwunden werden, und vor allem wird auch auf jene Fragen Antwort gegeben, die Naturwissenschaft und Technik von heute an die Antike richten.