Gesamtansicht Rezensionen

Der Band versammelt 21 Beiträge, die aus ihrer je eigenen Perspektive exemplarisch auf das Verhältnis von Evangelischen Kirchen und Politik in Deutschland im 20. Jahrhundert blicken und auf diese Weise das Nachdenken über eine kollektive evangelische Identität, ekklesiologische Implikationen sowie kirchliches Handeln stimulieren helfen sollen. Dabei wollten die Herausgeber durch möglichst wenige Vorgaben der dem Kontext je angemessenen Auseinandersetzung mit dem im Untertitel genannten Konstellationsbegriff sowie der Betrachtung von Kontinuitäten oder Diskontinuitäten Raum verschaffen. …

Vorliegendes Sammelwerk ruft die außerordentliche Jugendlichkeit, ja beinahe Kindheit dieser Staatsformation in Erinnerung, was angesichts des ganz ausgesprochenen Missklangs, der international gestreut sich mit dem Komplex: ‚Österreich 1938‘ (seitdem) unsäglich verquickt, nicht überflüssig. Weshalb der abgezirkelte Beobachtungszeitraum vorliegenden Bandes evident zu halten wäre!
Absichtlich vermeidet das Team der Beiträge eine Perspektive ‚ex post‘. Es lässt die Anstrengungen von Staatsträgern und Volk bei der Abwicklung des ‚Alten‘, vor allem der Auswicklung dieses ‚neuen‘ Gebildes in seiner adoleszenten Phase nicht folgerichtig auf das genannte ‚anno crudele‘, dem ‚Anschluss‘ an das ‚Deutsche Reich‘ samt Folgen zulaufen. …

Vorliegendes Bändchen gibt den Schriftwechsel per E-Mail zwischen einem Muslim und einem Juden wieder, den sie bereits im Frühjahr 2002 führten. Es handelt sich hierbei um den iranischen Orientalisten Navid Kermani und den israelischen Soziologen Natan Sznaider, die sich aufgrund gemeinsamer Arbeit für unterschiedliche deutsche Zeitungen kennen und schätzen lernten. Auslöser für den Meinungsaustausch war der Verlauf der Zweiten Intifada, die ab Herbst 2000 mit palästinensischen Terroranschlägen und militärischen Gegenmaßnahmen Israels die politische und militärische Sicherheitslage im Nahen Osten nachhaltig destabilisierte. …

Ein Veränderungsberater (Arzt) und ein Fernsehmoderator (Astrophysiker, Naturphilosoph) nutzen die Ungunst der Corona-Pandemie, bevor das vielseitige mit ihr verquickte Ungemach „ein bisschen abflaut“, um für einen Sinneswandel in Bezug auf „die notwendige Veränderung des Klimaschutzes“ (S. 99) zu werben. Sie adaptieren dabei ein Modell, das ähnlich einem viralen Infektionsgeschehen der Verbreitung eines geänderten sozialen Verhaltens Bahn brechen soll. Dabei versprechen sich die Autoren, den Wandel insbesondere mithilfe einer eigens zugeschnittenen Geschichte herbeizuführen: „Das Narrativ von Klimawandel und Gesundheit - das ist eine ‚Mutante‘, die viel schneller übertragbar ist als viele andere.“ (S. 113) …

Langjährige Leserinnen und Leser z. B. der „drei Fragezeichen“ kennen sie als immer wiederkehrender Bestandteil zahlreicher Geschichten und Abenteuer: verschlüsselte Nachrichten. Sie können aus Andeutungen, Doppeldeutungen oder zu enträtselnden Chiffren bestehen oder in unterschiedlichsten Sprachen verfasst worden sein. Wie aber sind Codes wie diese entstanden, wer sind ihre geistigen Schöpfer, welche Kultur brachte sie zuerst hervor, welchen Mechanismen folgen sie und – die vielen am wichtigste Frage – wie knackt man sie??? …

Lady Ottoline Morrell, Exzentrikerin und Gönnerin literarischer Genies (und von diesen nicht immer dankbar behandelt), schrieb: „Katherine Mansfield sah sich ebenso selbstverständlich als Schriftstellerin wie Queen Victoria als Königin.“ Virginia Woolf, die sich zu einer der bedeutendsten Schriftstellerin der Moderne entwickeln würde, achtete Mansfield als Schriftstellerin und gab zu: „Du bist die einzige Frau, bei der ich mich danach sehne, über das Schreiben zu reden“, und sie gesteht sich ein, dass Mansfield die einzige Autorin sei, auf die sie neidisch sein könne. Das Verhältnis der beiden Frauen war eng, wenn auch spannungsreich und nicht frei von fein ziselierten Bosheiten. …

Diese Studie von Hielke van Nieuwenhuize ist aus seiner Greifswalder Dissertation zur privat organisierten Hilfsflotte in schwedischen Diensten währen des Torstenssonkrieges (1643–1645) hervorgegangen. Dieser Aspekt wurde zusätzlich um eine Untersuchung zur Rekrutierung von Kapitänen, Leutnants und Steuermännern durch Agenten der Krone Schweden auf dem stark segmentierten maritimen Arbeitsmarkt der Niederlande erweitert. Der gesamte Band bewahrt diese Zweiteilung: Neben der regulären und wiederkehrenden Anwerbung von nautischen Spezialisten im Zeitfenster von 1630 bis 1654 …

Dem Buch von Sebastian Voigt geht es wie den vielen Neuerscheinungen zum Antisemitismus der letzten Monate: Mit der Attacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und den vielfältigen Manifestationen des Judenhasses weltweit danach hat es noch mehr von der Aktualität gewonnen, die es – leider – zuvor ohnehin schon hatte. Dass der Judenhass so beständig wie wandlungsfähig ist, betont Voigt an vielen Stellen seiner eingängigen und informativen Überblicksdarstellung und die sich fast schon überschlagenden Ereignisse der letzten Jahre geben ihm darin Recht. …

Seit dem 7. Oktober 2023, der Terror-Attacke der Hamas auf Israel, ist vieles anders, in Israel, aber auch hier. Jüdinnen und Juden leben in noch sehr viel größerer Unsicherheit, antisemitische Gewalt, ob verbal oder handgreiflich, erreicht neue Dimensionen, quantitativ wie qualitativ. Allen Sonntagsreden zum Trotz wird jeden Tag aufs Neue deutlich: Antisemitismus hat in dieser Gesellschaft einen festen Platz. Das zeigt sich nicht erst seit dem 7. Oktober nicht zuletzt auch an zahlreichen Neuerscheinungen zum Thema. Um eine der wichtigeren darunter geht es an dieser Stelle – um eine schmale Sammlung von Beiträgen des Intellektuellen Jean Améry, die er in den Jahren von 1969 bis 1978 publiziert hat. …

In ihrer Greifswalder Dissertationsschrift untersucht Ann-Catherine Lichtblau die mediale und publizistische Dimension der Karl-Gustav-Kriege zwischen der Krone Schweden einerseits und der Krone Dänemark und ihren Alliierten, namentlich u.a. Kurbrandenburg-Preußen und die Niederlande, andererseits. Die für diese Studie gewählte Bezeichnung des Kriegskomplexes beruht auf nordeuropäischen Vorbildern. Im deutschsprachigen Raum werden die Kriege als Bestandteile des Ersten/Zweiten Nordischen Krieges gefasst. …