King’s Faithful Servants
Refugees from Sweden and Finland in Poland-Lithuania 1598–1655

Wojciech Krawczuk untersucht in diesem Band die recht umfangreiche und heterogene Gruppe der schwedischen und finnländischen Exilanten in Polen-Litauen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Im Schwedischen Reich entbrannte in den 1590er Jahren ein innerdynastischer Konflikt zwischen König Sigismund (III.), welcher zugleich König von Schweden sowie König von Polen und Großfürst von Litauen war, und seinem Onkel, Herzog Karl von Södermanland. Herzog Karl, der spätere König Karl IX., setzte sich militärisch in Schweden und in Finnland durch. Die Gegnerschaft zwischen den beiden Linien des Hauses Vasa führte bis in die 1650er Jahre hinein zu mehreren Kriegen im Ostseeraum. Der militärische Sieg Herzog Karls 1598/99 und die Abrechnung mit seinen Gegnern – etwa im ‚Blutbad von Linköping‘ und im ‚Blutbad von Åbo/Turku‘ – lösten eine Fluchtbewegung von katholischen und lutherischen Anhängern Sigismunds in die polnisch-litauische Rzeczpospolita aus.

Der Band gliedert sich in zwei große Teile: zu einen in eine prosopographische Studie und zum anderen in einen Anhang, der sechs Quelleneditionen umfasst. Obschon der zeitliche Rahmen des Bandes sich bis zur ‚schwedischen Sintflut‘ von 1655 erstreckt, stehen doch vor allem die ersten zwei Jahrzehnte der Geschichte der schwedischen Exilanten im Fokus von Krawczuks Darstellung. Aus einer Zusammenschau von fünf Auflistungen von Exilanten entwickelt der Verfasser unter Heranziehung weiterer schwedischer und polnischer Archivdokumente ein Profil dieser Exilantengruppe(n). Aufgrund von Todesfällen, späteren Fluchtgeschehnissen und Remigrationsbewegungen war die Gruppe in ihrer Zusammensetzung recht fluide. Während der Königshof König Sigismunds III. in Krakau bzw. in Warschau vor allem für loyale katholische schwedische und finnländische Adelige, Gelehrte, Sekretäre und Diener ein wichtiger Zufluchtspunkt war, bot sich die lutherisch gebliebene Königsschwester Anna Vasa mit ihrer Hofhaltung in Brodnica/Strasburg u.a. für lutherische Adelige aus dem Schwedischen Reich als Beschützerin an. Daneben kommt der Stadt Danzig vor anderen Orten entlang der Ostseeküste zwischen dem östlichen Pommern und Kurland eine besonders prominente Rolle als Aufenthalts- und Wirkungsort der schwedischen Exilanten zu. Der Handlungsraum der einzelnen Akteure erlaubte eine Bandbreite an Optionen zwischen der eigenen individuellen Aussöhnung mit dem neuen Regime in Schweden, was nach 1611 mit der Thronbesteigung König Gustav Adolfs wesentlich erleichtert wurde, dem Hinwirken auf die Restauration von Sigismunds Königtum in Schweden, womit wesentliche Rückkehrhoffnungen verbunden waren, und der persönlichen Integration in das soziale Gefüge vor allem im Königlichen Preußen. Die Fürsorge der polnischen Vasa-Könige für ihre loyalen schwedischen Untertanen mittels der Teilhabe an den Elbinger bzw. Danziger Zolleinnahmen wird in der Studie und im Anhang ebenfalls Raum gegeben. Auch die Konstruktion des Andenkens durch die schwedischen Exilanten in der Fremde findet in der Studie Beachtung; als prägnantes Beispiel hierfür sei die Guldenstern-/Gyllenstierna-Kapelle in der Danziger Marienkirche genannt.

Fünf der sechs Anhänge bestehen aus der Edition der bereits genannten zeitgenössischen Auflistungen der Exilanten; diese Listen wurden – wie Krawczuk herausarbeitet – zu unterschiedlichen Zwecken von unterschiedlichen Akteuren angefertigt. Ein jeder dieser Anhänge wird durch einen ausführlichen Anmerkungsapparat mit biographischen und bibliographischen Angaben zu den einzelnen Exilanten ergänzt. Umfangreichster Appendix ist die Auflistung von Personen aus dem exil-schwedischen Propagandadruck „Hertigh Carls Slaktarebenck“ von 1617: Die Aufzählung von 383 teils ranghohen Exilanten versteht Krawczuk als öffentliche Demonstration der Stärke des Sigismund-treuen Lagers (S. 119f.).

Während das Hauptaugenmerk der Untersuchung klar auf der ersten Hälfte des Untersuchungszeitraumes ruht, erfahren die 1630er und die 1640er Jahre weniger Beachtung. Die zu Propaganda- oder auch zu Spionagezwecken entstandenen Exilantenlisten bilden das vorrangige Quellenmaterial; dies liegt jedoch nur für das Zeitfenster von etwa 1600 bis 1620 vor. Dies bedingt die ungleiche Gewichtung. Der Verfasser stützt sich zudem auf einen umfangreichen Korpus polnisch- und schwedischsprachiger Forschungsliteratur. Trotz einzelner sprachlich holpriger Stellen hat Krawczuk eine bedeutsame quellengesättigte Studie zum schwedischen Exil in Polen im frühen 17. Jahrhundert für eine internationale Leserschaft vorgelegt. Ein Orts- und ein umfangreiches Personenregister, welche auch die Anhänge und den zugehörigen Anmerkungsapparat einschließen, runden den Band ab.