Einleitend stellt Joachim Krüger in seiner Studie fest, dass der Große Nordische Krieg „ein Stiefkind der modernen historischen Forschung“ (S. 12) sei. Trotz seines Zäsurcharakters für den nord- und osteuropäischen Raum und trotz der lange nachwirkenden territorialen Neugliederung auch im Norden Deutschlands ist dieser große europäische Krieg vergleichsweise wenig präsent. Es ist Joachim Krügers erklärtes Ziel, mit seiner Darstellung von der ‚klassischen‘ Erzählung des Großen Nordischen Krieges mit den Mächten Schweden und Russland im Fokus und von der Gewichtung der schwedischen Niederlage von Poltawa als dem großen Wendepunkt des gesamten Krieges abzurücken. Diese schiefe Gewichtung zwischen der Kriegsphase vor und nach 1709 kennzeichnet ältere und auch noch neuere Gesamtschauen auf jenen Krieg. Folgerichtig stellt Krüger vor allem die zweite Hälfte des Großen Nordischen Krieges in den Vordergrund und richtet das Augenmerk auch auf die Seekriegsführung.
Seine strikt chronologisch gegliederte Studie spannt sich vom Vorabend des Kriegsausbruchs im Jahr 1700 bis zum letztlich von Großbritannien und Frankreich diktierten Friedensschluss von Frederiksborg zwischen Schweden und Dänemark im Juli 1720. Im Mittelpunkt steht der dänische Konglomeratstaat – mithin nicht der heutige ‚Kleinstaat‘ Dänemark. Dieser aggressive Militärstaat war absolutistisch verfasst, was den (unterlassenen) Entscheidungen von König Friedrich IV. von Dänemark und Norwegen größte Bedeutung verlieh. Krüger nimmt daher konsequenterweise den politischen Handlungsspielraum König Friedrichs IV. und dessen Begrenzungen in den Blick: Im Gegensatz zu Karl XII., Peter dem Großen und August dem Starken wurde Friedrich IV. selten zum Protagonisten von biographischen Werken (vgl. S. 28–30). Als vorrangige Kriegsziele Dänemarks behandelt Krüger die Lösung der Gottorfer Frage und das Aufbrechen der bedrohlichen schwedischen Umklammerung. Während diese engeren Ziele erreicht werden konnten, blieben die weiteren Ziele – die Rückgewinnung der verlorenen ostdänischen und norwegischen Landschaften sowie die Aufrichtung einer starken dänischen Machtposition im norddeutschen Raum – unerreicht. König Friedrichs IV. norddeutsche Verbündete Kurhannover und Preußen verstanden die schwedische Niederlage und den damit einhergehenden Chancen besser und vor allem effektiver zu nutzen. Die diplomatischen Beziehungen zu diesen Akteuren nehmen in Krügers Studie großen Raum ein.
Die Studie fußt auf einer breiten Basis an nordeuropäischer, deutscher und englischsprachiger Forschungsliteratur sowie auf ediertem Quellenmaterial und Archivalien. Zudem erfolgt stellenweise eine Verzahnung mit Erkenntnissen der Unterwasserarchäologie: Verwiesen sei hier auf die Publikationen zum Wrack des schwedischen Kriegsschiffes „Prinsessan Hedvig Sofia“. Auf dieser Grundlage bietet Joachim Krüger eine chronologisch gegliederte Darstellung des Kriegsgeschehens, der politischen Entscheidungen und der diplomatischen Verhandlungen zwischen den verschiedenen Hauptakteuren, mit Fokus auf König Friedrich IV. Bei dieser Studie handelt es sich um eine klassische Darstellung von Politik- und Kriegsgeschichte. Sie bleibt konsequent auf der Ebene der strategischen Entscheidungen und der großen Entwicklungslinien. Eine ‚Schlachtengeschichte‘ mit der Aufbereitung taktischer Vorgänge in Feld- und Seeschlachten sowie bei Belagerungen bietet Krüger nicht, was angesichts der räumlichen und zeitlichen Dimension des Themas nicht verwundern kann.
Viele wertvolle und relevante Informationen, welche bestimmte Entscheidungen und Wendungen erst erklärlich werden lassen, finden sich im Anmerkungsapparat, nicht aber im Fließtext. Die politischen Vorgänge und Verstrickungen auf Seiten des Hauptgegners Schweden nehmen vergleichsweise viel Raum in der Darstellung ein, während die Verhältnisse in der Oldenburger Dynastie, am dänischen Hofe sowie in der Verwaltung und im Militär Friedrichs IV. eher blass bleiben: Der dänische Hauptakteur bleibt schwerer fassbar als sein schwedischer Rivale. Eine Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit der im Titel eingeführten „Hegemonialpolitik“ und des Hegemons erfolgt nicht. Abbildungen oder Karten finden sich nicht im Band. Ein Personenregister schließt den Band ab.