Konstantin der Große
Kaiser zwischen Machtpolitik und Religion

Der emeritierte Lehrstuhlinhaber der Universitäten Eichstätt und Bonn Professor Dr. Dr. Klaus Rosen zeigt sich bereits im Vorwort zu seiner vorliegenden Konstantinbiographie um das Risiko einer solchen Publikation bewusst: Einer Marktfülle zu demselben Thema. Hingegen habe er dennoch im Spektrum der ihm bekannten Publikationen einige Details vermisst, weshalb er sich mit seinem 2013 erschienenen Werk einer Nacherzählung des kaiserlichen Lebens annahm, die dezidiert die antiken Autoren aufspürt.

In den insgesamt 23 Kapiteln seiner Biographie beleuchtet Rosen nicht nur den Feldherren, Politiker und religiösen Kaiser Konstantin, sondern stellt sowohl die politischen Vorbedingungen der diokletianischen Tetrarchie als auch das geistige Klima dar, in der es zu den restriktiven Maßnahmen gegenüber den Christen und Manichäern kam. Die gelungene weitere Kontextualisierung von Konstantins Werdegang erfolgt ebenfalls häufig durch das Anführen, Zitieren oder Paraphrasieren antiker Quellen, die nicht per se über den Kaiser sprechen, jedoch exemplarisch für den spätantiken Zeitgeist herangezogen werden. So verdeutlicht Rosen etwa die Bereitschaft für die spätere römische Annahme des Christentums anhand monotheistischer Trends, die bereits in philosophisch gebildeten Schichten der römischen Gesellschaft kursierten, wie sie sich etwa in dem Denken des neuplatonischen Philosophen Celsus auffinden ließen. So verlässt Rosen immer wieder eine reine trockene Ereignisgeschichte und sensibilisiert den Leser für die geistesgeschichtlichen Bedingungen, die das Leben und Handeln des werdenden und gewordenen Kaisers prägten. Auch gelingt es dem Autor ein differenziertes Bild des immer Machtpolitiker gebliebenen Konstantin zu zeichnen, das tradierte Klischees in Frage stellt.

In den annährend 400 Seiten durchgängig geschriebenen Text wirken die Kapitel mehr oder minder gleichmäßig unterteilt. Während der Schreibstil insgesamt nüchtern wirkt, kommen die Sätze mit einer großen Informationsfülle daher. Somit wird der hohe Grad an Gelehrsamkeit und Wissenschaftlichkeit ersichtlich, die dem Autor zugrunde liegt. Dies lässt das Buch sowohl für ein anspruchsvolles interessiertes Laienpublikum als auch für ein Fachpublikum interessant erscheinen. Weiterhin sind insgesamt 17 schwarz-weiße Abbildungen eingebunden, die etwa kartographische, numismatische oder archäologische Gegenstände darstellen. Hierzu kommt zum Schluss des Buches sowohl ein kapitelweiser ausführlicher wissenschaftlicher Apparat, wie auch eine Zeittafel und eine genealogische Übersicht Konstantins. Wer ohne Umwege auf den aktuellen Stand der Konstantinforschung gebracht werden möchte, dem sei dieses Werk uneingeschränkt empfohlen.