Eltern und Freunde
Soziale Entwicklung im Jugendalter

Im fünften und letzten Band seiner Monographie-Reihe zur Entwicklungspsychologie der Adoleszenz in der Moderne beschäftigt sich Helmut Fend mit der sozialen Entwicklung im Jugendalter – einem in der empirischen Forschung vernachlässigten, für Familie, Schule, Politik und Gesellschaft aber sehr bedeutsamen Forschungsbereich.

Als zentrale Aspekte dieser sozialen Entwicklung in der zweiten Lebensdekade wählt Fend die Veränderung der Beziehung von Kindern bzw. Jugendlichen zu ihren Eltern und zu den Gleichaltrigen (peers) sowie deren Auswirkungen auf die Persönlichkeit des Jugendlichen.

Zunächst behandelt Fend die drei wichtigsten Gruppen von Theorien zur sozialen Entwicklung im Jugendalter: endogenistische Modelle (die Entwicklung folgt einer inneren Logik), exogenistische Modelle (die Veränderungen im Jugendalter sind abhängig vom sozialen Kontext und der Interaktion mit demselben) und handlungstheoretisch-konstruktivistische Modellvorstellungen (das aktive Individuum gestaltet auf Grund seines genetischen Potentials und seiner bisherigen Erfahrungen die soziale Umwelt, mit der es interagiert, ganz wesentlich mit).

Aus diesen Denkmodellen leitet er Erwartungen ab, die er in einer umfangreichen und vielschichtigen empirischen Untersuchung zu überprüfen versucht. Die Grundlage seiner Untersuchung bildet die quer- und längsschnittliche Befragung von ca. 1 800 11- bis 17-jährigen aus Deutschland, sowie kleinere Stichproben deutscher und schweizerischer Jugendlicher (Kulturvergleich). Kleinere qualitative Analysen dienen der Erweiterung der Befundlage. Der Aufwand der Erhebung und der Datenanalyse ist erheblich. Die Diskussion der Ergebnisse der Datenanalyse ist vielschichtig, höchst differenziert und wegen der zahlreichen Fragestellungen, der verschiedenen Stichproben, der unterschiedlichen Analyseansätze nicht leicht nachzuvollziehen. Es wäre daher auch vermessen, die Komplexität der Ergebnisse und die Vielschichtigkeit ihrer Interpretation bzw. Einordnung in wenigen Sätzen darstellen zu wollen. Wer sich aber die Mühe macht, die 360 Seiten der Monographie durchzuarbeiten („durchzulesen“ wäre eine Verharmlosung), der gewinnt eine Vielzahl interessanter Einblicke in die Dynamik der sozialen Beziehungen, die von hoher Bedeutung für die Entwicklung des Jugendlichen sind, in Formen der Dynamik, die besonders förderlich sind für die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben des Jugendlichen und in solche, die bedeutsame Risiken bieten.

Vielleicht noch eine Anmerkung zum Schluß: Als Leser wäre man sehr dankbar, wenn bei einer weiteren Auflage dieser Monographie Schriftsatz, Tabellen und Abbildungen leserfreundlicher gestaltet würden. Die heutige Technik macht’s möglich.