Römische Wandmalerei

Stilvolle Malerei

Trotz der Popularität römischer Wandmalereien fehlte bisher eine zusammenfassende Darstellung in deutscher Sprache. Karl Schefolds Pompejanische Malerei. Sinn und Ideengeschichte (Basel 1952) und sein Vergessenes Pompeji (Bern 1962) enden mit dem Vesuvausbruch im Jahr 79 n.Chr., die Römische Wandmalerei vom Untergang Pompejis bis ans Ende des dritten Jahrhunderts von Fritz Wirth (Berlin 1934) bildete den Anschluß.

Nun liegt erstmals eine Monographie zur gesamten römischen Wandmalerei vor, von der späten Republik bis in die Spätantike, großzügig ausgestattet mit ausschließlich farbigen Abbildungen, den Grundrissen einiger wichtiger Fundstätten, einem Glossar, einer Bibliographie und einem gut handhabbaren Register.

Die Einleitung gibt einen Überblick über die Forschungsgeschichte, die Theorien zur Technik der Wandmalerei, zum Problem der Werkstätten und zum sozialen Status der Maler. Den Schwerpunkt bildet die Geschichte der Wandmalerei, exemplarisch dargestellt an einzelnen Dekorationen oder Dekorationskomplexen. Besonders wichtigen Werken wie dem sog. Mysterienfries, den Wandmalereien aus Boscoreale oder den Odysseefresken vom Esquilin sind eigene Kapitel gewidmet. Dank der zahlreichen Abbildungen lassen sich alle Aussagen gut nachvollziehen, ohne in anderen Publikationen nachschlagen zu müssen.

Für die „pompejanische“ Wandmalerei – von der späten Republik bis zum Vesuvausbruch des Jahres 79 n.Chr.– wird die traditionelle, von August Mau in seiner Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji (Leipzig 1882) eingeführte Einteilung in die vier „Stile“ beibehalten, während bei der Datierung der späteren Wandmalereien die übliche, nach den Kaiserhäusern benannte Chronologie verwendet wird.

Mielsch gelingt es, auch anhand des (wesentlich weniger reich überlieferten) „nachpompejanischen“ Materials Entwicklungen, Traditionen und Neuerungen überzeugend herauszuarbeiten. Deutlich wird die Vielfalt der Dekorationen, aber auch das Festhalten an Motiven, die in ganz unterschiedlicher Ausprägung von der späten Republik bis in nachkonstantinische Zeit weiterleben.

Der zweite Teil, „Einzelbilder und Motive“, widmet sich Fragen wie der Beziehung der mythologischen Bilder zur griechischen Malerei oder den möglichen Vorbildern von Landschaftsbildern und Stilleben, wobei der dokumentarische Wert der Dekorationen für die Kenntnis der griechischen Malerei skeptisch beurteilt wird. Überhaupt liefert der Autor bei aller Klarheit der Darstellung keine einfachen Lösungen, was bei einem populärwissenschaftlichen Werk ja durchaus verführerisch wäre. So versagt er es sich, Rückgriffe auf frühere Dekorationen und Motive oder stilistische Besonderheiten mit allgemein geistesgeschichtlichen Strömungen zu erklären. Entsprechend knapp ist das Kapitel „Form und Funktion, Programme“, in dem er sich beispielsweise gegen eine religiöse Deutung der Wandmalerei wendet.

Fazit: ein hervorragend ausgestattetes Standardwerk, nicht nur für „Eingeweihte“.