'Christus ist der einzige Heilsweg und die Kirche die einzige Mautstelle', mit etwa solchen Zitaten spielt Leonardo Boff, einer der bekanntesten lateinamerikanischen Theologen, in seinem vorliegenden Manifest beispielsweise auf die Problematik der Heilsuniversalität der katholischen Kirche an. Sein Werk gliedert er in drei Teile, wobei sich der erste Abschnitt auf eine Instruktion der Kongregation für die Glaubenslehre bezieht, die bereits 1990 veröffentlicht und von Kardinal Ratzinger unterzeichnet wurde. Sie dient Boff dazu, auf einige Mißstände in der katholischen Kirche hinzuweisen, die der bischöflichen und der prophetischen Tradition entspringen. Er prangert an, dass die prophetische und gleichzeitig vom Geist inspirierte Überlieferung zu sehr vernachlässigt würde. Die bischöfliche Tradition stelle somit den deutlich größeren Teil des Lehramtes der Kirche dar und greife zu sehr auf schon Dagewesenes zurück. Dabei seien doch schon die beiden Apostel Petrus und Paulus ein gelungenes Beispiel dafür, dass ein erfolgversprechendes Konzept von Kirche sowohl die Bewahrung der Traditionen, hier durch Petrus verkörpert, als auch Fortschritt und Weiterentwicklung, personifiziert durch Paulus und seine Missionsreisen, benötige. Der Freiheitstheologe Boff klagt im Weiteren die Einengung der Gläubigen durch die Hierarchie der Kirche an, ebenso die Herabsetzung der Bischofskonferenzen, die deutlich näher am Volk seien als die leitenden Schichten der ecclesia catholica.
Im zweiten Abschnitt seiner Schrift bezieht sich Boff auf das im Jahre 2000 unter Joseph Ratzinger herausgegebene Lehrschreiben 'DOMINUS IESUS' und ringt mit sich, den jetzigen Pontifex Maximus als einen 'Würgengel der Zukunft' zu bezeichnen. Schließlich habe dieser die Herausgabe eines Schreibens zu verantworten, dass herausstellen will, alle Menschen, die nicht römisch-katholischen Glaubens seien, befänden sich in einer schwer defizitären Situation, denn eine Heilsgewissheit im vollen Umfang sei nur bei der katholischen Kirche zu erwerben.
Im abschließenden Teil seines ökumenisch motivierten Werkes kommt Leonardo Boff noch einmal auf den vieldiskutierten Ausdruck des 'subsistit in', zu finden in der Konstitution 'LUMEN GENTIUM' (Nr. 8) des Zweiten Vatikanischen Konzils, zu sprechen. Er erklärt die Motivation und Vorgehensweise der Konzilsväter und stellt dem heutigen Papst Benedikt XVI. die Frage, wer von beiden denn nun das Konzil auf den Kopf stelle. Letzterer habe nämlich das 'subsistit in' zu sehr im Sinne eines 'est' verstehen wollen und sei somit gedanklich völlig vorkonziliar und ' daraus resultierend ' ein Hemmnis für die Ökumene.
Dieses Buch ist zwar gespickt mit Polemik wider Joseph Ratzinger, setzt sich aber sehr für eine Politik der Liebe und Gerechtigkeit ein. Boff ist ja für sein 1985 vom Vatikan ausgesprochenes Rede- und Lehrverbot geradezu berühmt geworden und führt mit diesem Manifest seinen Weg insofern fort, als dass er nicht mit Vorwürfen an die Adresse der katholischen Kirche geizt.