69vnphim sex sexj88vn6969vn 123b5679 123b j88
Der achthundertjährige Pelzrock - WLA-Online - Wissenschaftlicher Literaturanzeiger
Der achthundertjährige Pelzrock
Walther von der Vogelweide - Wolfger von Erla - Zeiselmauer

Tagungsbände stellen ein besonderes Phänomen im Zusammenhang des weiten Feldes wissenschaftlicher Veröffentlichungen dar; sie nehmen sozusagen eine 'Zwischenstellung' zwischen Monographie auf der einen Seite und Zeitschrift auf der anderen Seite ein. Dabei liegt die Attraktivität solcher Publikationen durchaus auf der Hand: Es ist mehr als eine Forschungsmeinung vertreten und normalerweise zwingt die relativ knappe Vortragszeit auf Kongressen zu einer als angenehm empfundenen Verdichtung ' und bietet darüber hinaus auch die Chance höherer Aktualität, als das bei Monographien beispielsweise der Fall ist. Das Problem solcher Bände ist andererseits auch offenkundig ' Diskussionen nach den gehaltenen Vorträgen werden meist lediglich indirekt, d.h. durch Einfließenlassen in den entsprechenden Artikel wiedergegeben. Allerdings sollten derlei Bedenken den Wert solcherlei Tagungsbänden nicht etwa schmälern, gäbe es sie nicht, wäre allzuoft eine breitere wissenschaftliche Öffentlichkeit von bemerkenswerten Entwicklungen auf den entsprechenden ' im vorliegenden Fall mediaevistischen ' Forschungsfeldern ausgeschlossen.
'Der achthundertjährige Pelzrock' ' Walther von der Vogelweide ' Wolfger von Erla ' Zeiselmauer' stellt, dies sei gleich vorangestellt, eine anregende Zusammenstellung von Vorträgen anläßlich eines Symposions dar, das in Erinnerung an die berühmte 'Pelzrockschenkung' an Walther von der Vogelweide vom 12. November 1203 gut 800 Jahre nach diesem Ereignis in Zeiselmauer stattfand. Helmut Birkhan, mittlerweile emeritierter Germanist und Keltist aus Wien, gibt in seinem Vorwort als Herausgeber (überdies ist er auch als Beiträger vertreten!) und verantwortliche Persönlichkeit für das Symposion einen kurzen und durchaus aufschlußreichen Blick auf die Umstände der Veranstaltung und die Thematik im Allgemeinen, so daß eine gelungene Überleitung zum eigentlichen Inhalt des Bandes schnell gefunden ist.
Angesichts der erwiesenen Kompetenz der Autorinnen und Autoren fällt es schwer, Wertungen und Wichtungen zu setzen, so daß dies auch unterbleiben soll. Nur soviel sei jetzt schon gesagt, daß der Tagungsband zumindest für einen mittleren Zeitraum die Chance bietet, aktuelle Forschungsansätze zur Walther-Thematik allgemein (aus gegebenem, quasi 'geographischen' Anlaß wurde überdies ein 'Neidhart-Nebenschwerpunkt' etabliert) und ihre 'Verortung' im Besonderen versammelt zu finden.
Die im Band vertretenen Aufsätze seien im Folgenden genannt, die Autorinnen und Autoren in Klammern beigefügt: 'Überlegungen zur 15. Ausgabe der Lachmann-Cormeauschen Walther-Ausgabe (Thomas Bein ' Aachen), '...swer des vergeze, der tete mir leide. Walther-Gedächtniskultur in den Gästebüchern des Vogelweidhofes in Lajen' (Helmut Birkhan ' Wien), Walthers Geschichten? Überlegungen zu narrativen Projektionen zwischen Sangspruch und Minnesang' (Hartmut Bleumer ' Göttingen), Wolfger von Erla und der Nibelungendichter (Danielle Buschinger ' Amiens), Ichverlust und Autonomiegewinn in der Minnelyrik Walthers von der Vogelweide: 'Minnesdiskurs' (C 44) und 'Kranzlied' (C 51)' (Irmgard Gephart ' Bonn), Entlehnung, Aneignung, Authentisierung. Zum 'frühen' Walther-Lied Maniger fraget, waz ich klage (C 6/L 13.33)' (Arthur Groos ' Cornell University), Herausragende Minnesänger im Vergleich. Der Waliser Dfydd ap Gwilym und Walther von der Vogelweide' (Sabine Heinz ' Bonn/Andrea Kutschke ' Hudiksvall/Schweden), 'Omnia vincit radix: Minne und 'Drogen' in Neidharts Sommerlied 15' (Wernfried Hofmeister ' Graz), 'Walthers 'Nachruf' auf Reinmar. Memoria, lyrische Form und der Diskurs über Trauer im mittelalterlichen Europa um 1200' (Manfred Kern ' Salzburg), 'Walther von der Vogelweide und das Waldviertel ' Herkunft und Heimat' (Walter Klomfar ' Wien), 'Die Bauform von Walthers Leich im Lichte von Carmen Buranum 60/60a' (Fritz Peter Knapp ' Heidelberg), Hartmann oder Walther? Aspekte von Zuschreibungsdivergenzen im Überlieferungskontext' (Gisela Kornrumpf ' München), 'Walther, Neidhart und die Musik samt einem Anhang: Zur Erforschung der Musik des Minnesangs bis 1300' (Florian Kragl ' Wien), Walther von der Vogelweide ' heute: Was kann man von Walther von der Vogelweide (und anderen) hinsichtlich Propaganda und Agitation lernen?' (Ulrich Müller ' Salzburg), Zur Rezeption von Walthers Sangsprüchen in der deutschen Literatur bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts' (Eberhard Nellmann ' Bochum), 'Die Dame und die Damen, der Minnesänger und der Sangspruchdichter. Zu Walther von der Vogelweide C 34/L 58,21ff.' (Theodor Nolte ' Passau), 'Wie funktioniert zwievellop? Überlegungen zur Pragmatik des Meißnerlobs in der Kaiserbegrüßung (L 11,30) Walthers von der Vogelweide' (Michael Patscheider ' Wien), 'Konturen einer neuen Walther-Ausgabe' (Silvia Ranawake ' London/ Ralf-Henning Steinmetz ' Kiel), 'Walther: Schaf im Wolfspelz oder Wolf im Schafspelz?' (Hermann Reichert ' Wien), 'Walther von der Vogelweide und Italien' (Anton Touber ' Amsterdam), 'Stürbe ich, so ist si tot ' Walthers Sumerlatenlied oder Nachruhm mit Vorbehalt' (Christa Agnes Tuczay ' Wien), 'Das Image(problem) der Bohne in der Antike und im Mittelalter: Einige Überlegungen zu Walthers Bohnenspruch' (Melitta Weiss-Adamson ' The University of Western Ontario) sowie 'Rollenspiel? Zum 'Ich' bei Walther (Atzeton 103,13; 103,29; 104,7)' (Günter Zimmermann ' Wien)
Mit dem Tagungsband liegt also eine in jedem Fall lesenswerte und informative Übersicht zu neuen Ansätzen und Stand der Walther-Forschung vor, die insofern über die bloße handbuch- bzw. enzyklopädieartige 'Faktenvermittlung' hinausgeht, als nicht nur über die verschriftlichen Vorträge selbst, sondern natürlich auch über Quellen- und Anmerkungsapparate eigene Weiterarbeit gewährleistet ist. Als Resumé kann nur noch einmal darauf verwiesen werden, daß es sich um eine gelungene Publikation zum Thema handelt, die auch aufgrund der übersichtlichen Gestaltung im positiven Sinne gefällig ist. Somit sollte der Band sicherlich nicht nur unter dem engeren 'Walther-Kreis' seinen Platz finden!