Neben den Skulpturen bildet die antike Architektur sicher eines der bekanntesten und augenfälligsten Zeugnisse antiker Lebenswelt und kaum ein moderner Betrachter, gleich ob interessierter Laie, Student oder Wissenschaftler wird sich der Faszination griechischer Tempelbaukunst oder den Erzeugnissen römischer Ingenieurstechnik wie den Amphitheatern oder den Aquädukten entziehen können. Zu diesem Themenkomplex hat der Klassische Archäologe C. Höcker ein weniger auf Spezialisten als vielmehr auf interessierte Laien und Studierende ausgerichtetes Nachschlagewerk vorgelegt. Höcker konzentriert sich dabei auf die griechische, etruskische und die römische Architektur zwischen 900 v. und 500 n. Christus. Keine bzw. nur geringe Aufmerksamkeit wird der Architektur der mykenisch-minoischen Zeit sowie frühchristlich-byzantinischer oder frühislamischer Architektur geschenkt. Eine solche Beschränkung ist jedoch allein angesichts des bereits bei diesem Ausschnitt zu berücksichtigenden Materiales und der immer noch umfangreichen Zeitspanne von 1400 Jahren Architekturgeschichte kaum zu umgehen. Die Setzung der Lemmata ist im wesentlichen am Konzept des Neuen Pauly (Der Neue Pauly ' Enzyklopädie der Antike, Band 1 ' 16, 1996 ' 2003) orientiert, bei dem Höcker selbst als Mitherausgeber tätig war. Um umfangreichere Artikel (etwa 'Bauwesen, Bautechnik und Baumaterial, Säule, Säulenordnungen, Wasserversorgung') sind zahlreiche kürzere Sachartikel gruppiert, die ihrerseits über Querverweise erschlossen sind. Die Anordnung der Artikel folgt dabei deutscher Terminologie (unter dem terminus technicus: 'opus caementitium' wird man lediglich einen Verweis aus das Lemma 'Zementbauweise' finden), doch sind die Fachtermini über ein alphabetisches Artikelverzeichnis zu Beginn des Buches (ab S. VII) mit einem Verweis auf das Lemma, unter dem sie im Lexikon geführt werden, vermerkt und so leicht auffindbar.
Insgesamt hinterläßt das Lexikon einen ansprechenden Eindruck, auch wenn es in manchen Teilen sehr allgemein gehalten ist. Begrüßenswert ist der Ansatz, Widrigkeiten der Fachnomenklatur v. a. in Form der latinisierten Gräzismen des römischen Architekturtheoretikers Vitruv zu umgehen. Trotz aller Abstimmung auf ein breites Publikum wäre jedoch eine zusätzliche Angabe von Fachtermini in griechischer Schrift wünschenswert gewesen. Zu begrüßen ist weiterhin die Aufnahme architekturtheoretischer Termini wie des 'greek revival'. Über eine rein lexikalisch-erklärende Funktion hinaus bieten v. a. die Artikel zu den Bautechniken ('Bautechnik, Bauwesen, Gewölbe- und Bogenbau') mit ihren illustrativen Zeichnungen eine gelungene Orientierung und gute Einführung in die Materie.
Dem allgemein gehaltenen Ansatz zum Opfer gefallen sind dagegen nähere Informationen zu Orten und besonderen Einzelbauten (so verfügt das Erechtheion auf der Akropolis in Athen ebensowenig wie die Villa Hadriana über einen eigenen Eintrag). Ein Wermutstropfen ist zudem, daß stellenweise einschlägige Forschungsliteratur der letzten Jahre wie etwa zu den Kaiserfora (insbesondere zum Trajansforum), kaiserlichen Villen (Villa Hadriana, Villa Iovis auf Capri) oder dem Gymnasion bzw. der Palästra nur unzureichend berücksichtigt wurde. Die Auswahlbibliographie am Ende des Werkes ist sehr knapp gehalten, Literatur zu einem zentralen Komplex wie 'forum' bzw. 'agora' wird nicht als eigener Eintrag (etwa unter dem Architekturfeld 'Platzanlagen') aufgeführt. Diese Mängel werden jedoch weniger dem interessierten Laien als dem bereits fortgeschrittenen Studenten als solche auffallen.
Insgesamt können und sollen die genannten kleinen Kritikpunkte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß mit dem Werk für das intendierte Zielpublikum ein verläßlicher Wegweiser gelungen ist, der eine gute Orientierung bezüglich zentraler 'Sachen und Begriffe' antiker Architektur bietet ' ganz wie es der Titel verspricht.