Das Thema des Bandes Die Zukunft der Städte, herausgegeben von Klaus Wolf in der Schriftenreihe Rhein-Mainische Forschungen, Bd. 124, vom Institut für Kulturgeographie, Stadt- und Regionalforschung der Universität Frankfurt am Main, ist vielversprechend. Stehen doch die Städte 'in ihrer zukünftigen Entwicklung vor großen Herausforderungen', die fast jeden Bürger unserer urbanisierten Gesellschaft betreffen. Die Zukunft der Städte stellt somit eine der 'brennendsten Fragen unserer Siedlungsentwicklung' (S. 11f) dar. Die Geographie bietet hier zusammen mit der Stadt- und Raumplanung ein geeignetes Forum, diese Herausforderungen zu diskutieren. Hervorgegangen ist der Band aus den Vorträgen eines zweitägigen Kolloquiums in Frankfurt, das in Zusammenarbeit mit dem Geographiedepartment in Ljubljana/Slowenien und der Gesellschaft für regionalwissenschaftliche Forschung (REGIO RHEIN-MAIN) durchgeführt wurde.
So brennend und aktuell dieses Thema ist, um so wichtiger ist die konkrete Fragestellung. Das gemeinsame Interesse der Kollegen und einer Kollegin aus Slowenien, Deutschland und den Niederlanden reicht nicht aus, allgemeine und sehr verschiedenartige Themen in Bezug auf die Zukunft von Städten wie Ljubljana, Frankfurt, Zürich und Levende zu diskutieren. Qualität und Anspruch der verschiedenen Beiträge weichen daher stark voneinander ab. Während der Leser zum einen über aktuelle Entwicklungen in Ljubljana (die funktionalen Probleme der Stadtstruktur Sloweniens von M. Pak, die Bedeutung des Freizeitsektors als Entwicklungsfaktor für die Stadtentwicklung von M. Jersic und die Besonderheit der Großwohnsiedlungen von D. Rebernik) erfährt, wobei lediglich der Beitrag von A. Cerne zur Persistenz einer ausgeprägten Kernstruktur urbaner Systeme trotz aktueller Dekonzentrationstendenzen von der strikten Deskription abweicht und konzeptioneller vorgeht, werden zum anderen planerische Aspekte auf deutscher und europäischer Ebene behandelt. So stellt M. Eltges die Besonderheiten der europäischen Stadtpolitik und die Programme der EU vor, C.-C. Wiegandt diskutiert die Inanspruchnahme leerstehender oder brachgefallener Flächen in Deutschland und M. Rodenstein vergleicht relativ allgemein die Entwicklung und Zukunft des Hochhausbaus in europäischen Städten. Sie alle vermitteln einen zwar interessanten, aber auch nur sehr schlaglichtartigen Einblick in diese bedeutsamen Thematiken. Empirische Beispiele bieten das Deutschherrnviertel in Frankfurt (A. Theiss), die Messestadt Frankfurt und Zürich West (C. Langhagen-Rohrbach) sowie das Levende Stad Projekt in den Niederlanden (J. Goedmann). Diese Beiträge sind zwar deutlich theoretischer angelegt und testen den Anspruch der Planung und ihre Durchführung im Rahmen der Stadtentwicklungspolitik, doch auch hier ist kaum ein gemeinsamer roter Faden in der Fragestellung zu erkennen. Der Theorieanspruch (z.B. eine akteurszentrierte Perspektive, Herausstellung von Diskursen) bleibt so unvermittelt im Raum stehen. Am Ende ist der Leser zwar um einige interessante Eindrücke reicher, es bleibt jedoch das allgemeine Gefühl zurück, daß die Stadt wirklich ein 'lebendiger Organismus' ist, den es anzuerkennen gilt (S. 13), für den es aber keine vorhersehbare, geschweige denn planbare Zukunft gibt. Die Tagung ging sicherlich über diesen Eindruck hinaus.