Ptolemaic Royal Sculpture from Egypt
The Interaction between Greek and Egyptian Traditions

Die Ptolemäer, ein makedonisch-griechisches Adelsgeschlecht, übernahmen nach dem Tode Alexanders des Großen 323 v.Chr. die Herrschaft in Ägypten und hielten sie fast 300 Jahre lang inne. Ptolemaios I. und seine sechzehn Nachfolger ' sie trugen alle den Namen Ptolemaios ' schafften es, den alten Glanz des Pharaonenreiches wiederherzustellen. Die ptolemäische Dynastie konnte Ägypten als Großmacht in der hellenistischen Staatenwelt etablieren. Erst 30 v.Chr. gelang es Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, das Nilland dem Römischen Weltreich einzuverleiben.
Mit den Ptolemäern hielt die griechische Kunst und Kultur in Ägypten Einzug. Vor allem in der neuen Hauptstadt Alexandria und in dem stark hellenisierten Nildelta entstand eine reizvolle Mischkultur, da neben der traditionellen altägyptischen Kunst nun griechisches Formengut trat. In Mittel- und Oberägypten blieben dagegen die altägyptischen Traditionen vorherrschend. Besonders deutlich treten die verschiedenen Kunstströmungen bei den Darstellungen der Angehörigen der ptolemäischen Dynastie hervor. Sie zu analysieren und dabei die Wechselwirkung zwischen den griechischen und den ägyptischen Vorgaben aufzuzeigen, ist das formulierte Ziel der zu besprechenden Publikation von Sally-Ann Ashton.
Das Werk besteht aus fünf Kapiteln. Nachdem zunächst in zwei zusammenfassenden Kapiteln die Herrscherrepräsentation in griechischer und dann in ägyptischer Manier erläutert werden, konzentriert Ashton sich im Hauptteil ihrer Arbeit auf drei wichtige Themenbereiche: Die Aufnahme griechischer Motive in der in ägyptischen Manier gehaltenen Ptolemäerdarstellungen, die Darstellungen von den Ptolemäerinnen in der ägyptischen Bildtradition und auf Vergleiche zwischen der Repräsentation der ägyptischen Göttin Isis und den Ptolemäerinnen.
Leider stehen diese drei Hauptkapitel inhaltlich so gut wie unverbunden nebeneinander. Auch ein roter Faden, der sich als Fragestellung durch den Gesamttext zieht und die einzelnen Kapitel verbindet, existiert nicht. Eine Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse sucht der Leser deshalb vergeblich.
Wie die Autorin frei bekennt und wie ebenfalls der beigefügten, sehr ausführlichen Bibliographie zur Freiplastik im hellenistischen Ägypten zu entnehmen ist, hat sich die Forschung schon intensiv mit den Darstellungen der Ptolemäer befaßt. Auch auf die Fragen, was nun an den im Mischstil gehaltenen Herrscherbildern griechisch und was ägyptisch ist, bzw. was genau den Charakter und den Reiz dieser Arbeiten ausmacht, liegen bereits Antworten vor. Das eigentliche Verdienst der vorliegenden Studie besteht darin, diese Antworten in wesentlichen Punkten zu präzisieren.
Verdienstvoll ist bereits die gewissenhafte Aufarbeitung und Diskussion der Fachliteratur bei den behandelten Themen. Immer begründet Ashton ausführlich, warum sie von bisherigen Erkenntnissen abweicht. Da sie bei der Beurteilung der Skulpturen stärker als bislang geschehen die Fundkontexte berücksichtigt, birgt die dichte und detaillierte Argumentation eine beachtliche Anzahl von neuen Erkenntnissen. Hinzu kommen zahlreiche Einzelbeobachtungen an bereits bekannten Skulpturen. Insbesondere durch neue Datierungen von Einzelstücken und durch Umbenennungen gelingt es, das Bild von der Entwicklung der ptolemäischen Herrscherikonographie weiter zu differenzieren. Aus diesen Gründen werden Spezialisten trotz der genannten Unzulänglichkeiten das Werk gern in die Hand nehmen und auf viele Anregungen stoßen.
Sehr verdienstvoll ist, daß beinahe alle im Text behandelten Darstellungen der Ptolemäer in einem ausführlichen Katalog in Text und Bild vorgelegt werden. Der Katalogteil nimmt etwa die Hälfte des Werkes ein. Ashton kennt fast sämtliche Werke durch Autopsie. Dies kommt der Beschreibung und auch der Charakteristik der Einzelstücke spürbar zu Gute.
Generell ein großer Nachteil der BAR-Reihe ist die höchstens mittelmäßige Druckqualität der Abbildungen. Sie entspricht längst nicht mehr heutigen Maßstäben! Dies ist natürlich nicht Asthon anzulasten. Trotzdem hätte die Autorin nicht zulassen dürfen, daß fast jede vierte ihrer Fotovorlagen unscharf abgedruckt wird bzw. hätte keine unzureichenden Vorlagen zum Druck einreichen dürfen!