Pharao, Sohn der Sonne
Die Symbolik des ägyptischen Herrschers

Das Leitmotiv des Buches ist dem Titel entsprechend das altägyptische Königtum. Die Autoren beleuchten das Thema über alle Zeiten hindurch und haben als Quellen literarische Werke wie Erzählungen oder Königsnovellen, aber auch Königslisten und amtliche Dokumente gewählt. Ekklektisch sind verschiedene Aspekte zum Königtum herausgesucht und mit Zitaten belegt worden. Leider fehlt ein einleitendes Vorwort, in dem beschrieben wird, welchem Aufbau und welcher Zielsetzung das Buch folgt.
Pharao, Sohn der Sonne beginnt mit einer allgemeinen Einführung, worin historische Definitionen, Aufbau der Königsnamen und geschichtliche Entwicklungen bis in die griechisch-römische Zeit hinein gegeben werden, die sich vor allem an ein nicht wissenschaftliches Publikum wenden. Im Hauptteil springen die Autoren von Thema zu Thema: Dem 'Charisma des Königs' folgt 'Die Übertragung des Königstums', das sie mit einer Erklärung der verschiedenen Königsnamen abschließen. Diese inhaltlichen Sprünge ergeben sich aus der überordnenden Einleitung der Einzelkapitel unter 'Die Natur des Königs', 'Die Funktionen des Königs' und 'Die Kulthandlungen des Königstums'. Doch erschweren sie dadurch dem Leser das Verständnis des Gesamtzusammenhangs und führen Trennungen ein, die dem alten Ägypter fremd waren.
Die Übersetzung ist leider oftmals nicht treffend oder sorgt für Verständnisprobleme: 'Als König von Ober- und Unterägypten tragen die Könige die Doppelkrone (die Pschent; wörtlich: 'Die beiden Mächte'), die die rote Haube des Deltas mit der weißen oberägyptischen Mütze kombinieren' (S. 24f.). Die Doppelnennung 'König' hätte sich durch Einsetzung von 'Pharao', die 'Haube' bzw. 'Mütze' vielleicht durch 'Kopfbedeckung' oder '-schmuck' umgehen bzw. spezifieren lassen. Im Kontext der königlichen Titulatur erscheint eine Formulierung wie 'so transportieren auch die akustischen Qualitäten im Namen die Energie eines Wesens' (S. 29) eher esoterisch als wissenschaftlich fundiert. Eine Korrektur in Absprache mit den Verfasserinnen durch die Übersetzerin, Assistentin am theologischen Institut der Universität Bern, wäre angebracht gewesen.
Die Schwarzweißfotografien sind oftmals verwaschen und kontrastlos. Die Bildteile sind ungewohnt am Anfang und in der Mitte bzw. gegen Ende des Buches zu finden, so daß der Benutzer mal vor, mal zurück im Band die zugehörigen Abbildungen suchen muß.
Die Stückelung des gesamten Buches, dem eine einheitliche Linie fehlt, erklärt sich vielleicht auch aus der Bearbeitung durch zwei Autorinnen heraus. Auf Fußnoten ist generell verzichtet worden. Einige Quellenangaben sind in Klammerung genau, andere wiederum nur schlagwortartig angegeben. In der Literaturliste sucht man manches, auch Standardwerke, mangels Neubearbeitung vergebens, z.B. von Beckerath zur ägyptischen Chronologie oder Schneiders Lexikon der Pharaonen wie auch zum Täglichen Tempelritual von R. David, A Guide to Religious Ritual at Abydos (1981).
Allgemeines Wissen, z.B. wieso man das Alte Ägypten in Reiche gliedert, daß das Königsporträt keine individuellen Züge trägt oder daß Götter unterschiedlich ikonographisch dargestellt werden können und erst durch Beischriften oder Attribute eindeutig zu benennen sind, wird in leicht verständlichen Texten umfassend und gut vermittelt. Andere Teile des Buches wiederum setzen ägyptologische Vorbildung voraus und sind für den Nicht-Ägyptologen schwer verständlich. Es bleibt daher unklar, für welches Lesepublikum das Buch eigentlich verfaßt worden ist.