The Cosmos of Khnumhotep II at Beni

Dieses Buch beschäftigt sich mit der Person des Gaufürsten Chnumhotep, einem mächtigen Provinzbeamten in der frühen 12. Dynastie (ca. 1900 v. Chr.). Die Autorin beschreibt kurz das persönliche Umfeld, die politischen Gegebenheiten, die geistigen und religiösen Vorstellungen seiner Zeit sowie seine Familie und seine Stellung innerhalb der Gesellschaft. Doch der Schwerpunkt ihrer Untersuchung liegt auf seinem Felsengrab, das in den Bergzug bei Beni Hasan hineingebaut wurde. Diese Anlage, die in einer Raumfolge aus einem Vorhof, einer Haupthalle mit vier Säulen und einer Kapelle besteht, wird beschrieben und architektonisch ausgewertet, denn in ihrer Ausarbeitung spiegelt sich die Vorstellungswelt des Grabinhabers wider. Dazu wird die komplette Dekoration des Grabes in aller Ausführlichkeit geschildert; Jede Szene, jedes Bildfeld und jede Wand wird einzeln und in ihrer Abfolge beurteilt: Dabei handelt es sich um detailreiche Darstellungen des Alltags, wie Backen und Brauen, Möbelherstellung und Landwirtschaft, oder des persönlichen Lebens des Chnumhotep, wie eine Jagd auf Wildtiere in der Wüste, Vogelfang in den Sümpfen oder der Empfang von subalternen Beamten. Hierzu gehört auch die berühmte Darstellung einer Gruppe von Beduinen, die mit dem Gaufürsten Handel treibt. Eine weitere Wand ist besonders den Bestattungsriten vorbehalten, die den Grabherrn ein Weiterleben im Jenseits sichern sollen: Er sitzt vor einer Opfertafel, Angehörige vollziehen wichtige Zeremonien, und eine Opferliste führt all die Dinge auf, die der Verstorbene im Jenseits weiterhin nutzen will. In der Kapelle schließlich ist eine Statue des Chnumhotep und seiner Familie aus dem Fels herausgehauen. Zusammenfassend wird das Grab in seiner Gesamtheit als Makrokosmos des Chnumhotep geschildert; dabei zeichnen sich drei hauptsächliche Themenkreise ab: der persönliche Kosmos des Grabherrn mit einer stringenten geographischen Gliederung, der königliche Kosmos des Grabherrn als Repräsentanten des Königs sowie der ägyptische Kosmos des Grabherrn als Schöpfer und Bewahrer seiner Welt. Das Resultat dieser verschiedenen Ebenen ist der persönliche 'Totentempel' des Chnumhotep II. Zum Abschluß versucht die Autorin die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Grab des Chnumhotep auch auf das Grab des Ameni anzuwenden. Dabei zeigt sich vor allen Dingen, daß die Schaffung einer Grabanlage auf dem jeweils individuellen Kosmos des Grabherrn zurückgeht und Vergleiche nur in der allgemeinen Vorstellungswelt möglich sind. Ein Mangel soll hier nicht verschwiegen werden, das Bildmaterial ist oft zu klein und nicht von bester Qualität. Insgesamt handelt es sich aber bei diesem Buch um den durchaus gelungenen Versuch, die Komplexität der altägyptischen Vorstellungswelt von Diesseits und Jenseits exemplarisch anhand eines Grabes auch für nichtägyptologische Leser interessant darzustellen.