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978-3-86331-628-0
„Aktion Erntefest“
Berichte und Zeugnisse Überlebender

Es fehlt in der Geschichte des Holocaust nicht an Beispielen für den grenzenlosen Zynismus der Täter (weit überwiegend waren es Männer): Deportationen aus den Gettos und die damit einhergehenden lokalen Erschießungen von Kranken und anderen setzten sie mit Vorliebe an jüdischen Feiertagen an, sie verhöhnten ihre Opfer auf vielfältige Weise, fotografierten dies und sie gaben ihren Mordaktionen gerne zynische Tarnbezeichnungen. Die „Aktion Erntefest“, von der dieser Band von Steffen Hänschen und Andreas Kahrs handelt, ist hierfür ein Beispiel. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein bis heute kaum wahrgenommenes zweitägiges Massaker. Am 3. und 4. November 1943 erschossen deutsche SS-Männer und Polizisten mehr als 42.000 jüdische Männer und Frauen in den Lagern Majdanek, Poniatowa und Trawniki. …

978-3-374-06622-3
„Entjudung“ von Theologie und Kirche
Das Eisenacher „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ 1939–1945 (Christentum und Zeitgeschichte 6)

Der Band „‚Entjudung’ von Theologie und Kirche. Das Eisenacher ‚Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben’ 1939–1945“ von Oliver Arnhold kann gleichsam als die Erweiterung und konzentrierte Pointierung seiner zweibändigen ausführlichen Darstellung „‚Entjudung’ – Kirche im Abgrund. Die Thüringer Kirchenbewegung Deutsche Christen 1928–1939 und das ‚Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben’ 1939–1945“ (2010) gelten. Die Zusammengehörigkeit beider Bände zeigt sich nicht zuletzt daran, dass im vorliegenden Band im Wesentlichen auf Fußnoten verzichtet und für Quellennachweise in Klammern auf die ältere Arbeit verwiesen wird. …

978-3-7001-8209-2
Österreich-Ungarn und Italien im Ersten Weltkrieg
Austria-Ungheria e Italia nella Grande Guerra

Die hier abgehandelten Großgewaltereignisse zwischen Österreich und Italien gelten in diesem Sammelwerk, da an deren Ende 1918 nicht abgegolten, als erster Teil zweier Weltkriege. Und was mit dem „Völkermanifest“ Kaiser Franz Josephs vom 23.5.1915 so personalistisch, fast privat anhebt: „Der König von Italien hat mir den Krieg erklärt“, führt dazu, dass „zwischen dem Kriegsbeginn und dem Jahr 1919 in Italien und Europa Lichtjahre zu liegen schienen“ (S. 12). Über all dem Fact-Finding zu Bedingungen, Erscheinungsformen, Folgen dieses bilateralen Konflikts kreist, kaum direkt so benannt dennoch die Frage nach den Verantwortlichkeiten hierfür. …

978-3-406-76634-3
Die Wiedererfindung der Nation
Warum wir sie fürchten und warum wir sie brauchen

Aufgrund ihrer Befassung mit Gedächtniskultur, wie auch der des Vergessens, gilt die akademische Philologin im gängigen Diskurs über Erinnerung als mittlerweile anerkannt arriviert, eingeklinkt. Und mit ihrem Befund, formuliert im Untertitel als die Unterstellung einer Spannung zwischen Angst und Bedarf rücksichtlich des Komplexes „Nation“ in Deutschland, wähnt sie sich wohl aus Betroffenheit wie ihrem Vermögen nach auf den Plan gerufen.
Tatsächlich haftet im mehrfachen Sinn der „Nation“ eine Art deutscher „Komplex“ an, schon wenn sie eine große Kluft „zwischen dem allgemeinen Wissensstand akademischer Forschung“ und „dem gesellschaftlich akzeptierten Narrativ im Bewusstsein einer Nation“ (S. 276) konstatiert. …

978-3-515-12516-1
Täter von Grafeneck
Vier Ärzte als Angeklagte im Tübinger "Euthanasie"-Prozess 1949

Mit dem Fund von 30.000 Krankenakten aus der NS-Zeit in der ehemaligen Berliner Stasizentrale Anfang der 1990er Jahre und der anschließenden Analyse erhielt die Erforschung der Euthanasieverbrechen neuen Aufschwung. Der Fokus der in Folge der Funde erschienenen Arbeiten lag hauptsächlich auf den Opfern der Euthanasie und der Analyse und Darstellung der Selektionskriterien sowie dem Ablauf der Tötungsaktionen. Verena Christ liefert mit ihrer 2020 erschienen Studie „Täter von Grafeneck. Vier Ärzte als Angeklagte im Tübinger ‚Euthanasie‘-Prozess 1949“ nun einen Beitrag, der sich neben drei Tätern auch einer Täterin der Krankenmorde widmet. …

978-3-406-78449-1
Ein Verbrechen ohne Namen
Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust

„Die Erinnerung an den Holocaust als Zivilisationsbruch ist für viele das moralische Fundament der Bundesrepublik. Diesen mit anderen Genoziden zu vergleichen, gilt ihnen daher als eine Häresie, als Abfall vom rechten Glauben. Es ist an der Zeit, diesen Katechismus aufzugeben“, behauptete A. Dirk Moses im Mai 2021 (Moses, „Der Katechismus der Deutschen, 2021. URL: https://geschichtedergegenwart.ch/der-katechismus-der-deutschen/, Stand: 21.02.2022). Moses ist Historiker mit dem Schwerpunkt Völkermord, Erinnerung und Begriffsgeschichte. …

Savo-Regiment aus Finnland im Deutschland
Das Savo-Regiment aus Finnland im Deutschland des 30-jährigen Krieges (1630-1650)
Savon rykmenti 30-vuotisessa sodassa 1630-1650. Kipinä: Mitgliederinformationen der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Niedersachsen e.V., 174 (Sonderausgabe Mai 2021)

Den Rahmen der Darstellung bilden die heutigen Bemühungen um die deutsch-finnische Freundschaft und die Begegnungen von Vertretern der Zivilgesellschaften beider Länder. Ein historischer Anknüpfungspunkt einer gemeinsamen Erinnerungskultur ist hierbei die von Detlev Pleiss als eine Art ‚Erstkontakt‘ dargestellte Reihe von Begegnungen …

978-3-86525-743-7
Juden in Schweden 1685 bis 1838

Die Zielsetzung des Bandes ist es, die Etablierung jüdischer Gemeinden im Königreich Schweden auch außerhalb des schwedischen Sprachraumes bekannter zu machen. Vorwiegend untersucht Michael Busch in dieser Studie den Zeitraum zwischen den 1770er und den 1810er Jahren. Die „Judentaufen“ der Zeit seit den 1680er Jahren und der Weg zur Abschaffung des „Judenreglements“ 1838 werden lediglich in kürzeren Kapiteln skizziert. In der Darstellung dieser nicht fokalen Zeiträume folgt der Verfasser weitgehend dem Standardwerk zur Geschichte der Juden in Schweden von Hugo Valentin (1888–1963). Etwa zwei Drittel des Buches sind der Etablierung der jüdischen Gemeinden und der ersten Einwanderergeneration gewidmet. …

978-3-406-77737-0
Die 101 wichtigsten Fragen: Holocaust

Der Blick ins Inhaltsverzeichnis von „Die 101 wichtigsten Fragen: Holocaust“ zeigt deutlich die Vorgehensweise des Büchleins, denn dort sind die titelgebenden 101 Fragen aufgelistet, die von grundsätzlich („Was bedeutet Holocaust?“) bis hin zu spezifisch reichen („Ging Janusz Korczak freiwillig in den Tod?“). Mit ihnen richtet sich Markus Roth primär nicht an andere Forschende, sondern an Laien, denen so ein „Einstieg in eine große Bandbreite von Aspekten der Vorgeschichte, Geschichte und Nachgeschichte des Holocaust“ ermöglicht werden soll (S. 12). Das schafft das Buch in dieser Kürze in bemerkenswerter Weise. …

978-3-412-20661-1
Marie Begas: Tagebücher zum Kirchenkampf 1933–1938
Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Große Reihe, Bd. 19

Die Erforschung der Geschichte der Thüringer evangelischen Kirche während der Zeit des Nationalsozialismus ist vor allem auch deswegen von herausragender Bedeutung, da von Thüringen aus mit der „Kirchenbewegung Deutsche Christen“ (KDC) eine kirchenpolitische Organisation expandierte, die sich nach der Zersplitterung der deutschchristlichen Bewegung in Folge des „Sportpalastskandals“ im November 1933 reichsweit zu einem Sammelbecken radikaler deutschchristlicher Kräfte entwickelte. …