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978-3-8353-5072-4
Das Unsagbare erzählen
Sexuelle Gewalt in Ungarn im Zweiten Weltkrieg

Schon länger „trendete“ (S. 214) das Forschungsthema sexualisierter Kriegsgewalt; auf Ungarn bezogen kommt es spät. Tatsächlich bildet der ungarische Kontext das Zentrum, auch wenn die Autorin vornehmlich Gewalt gegen Frauen in ihren globalen Dimensionen gebührend erweitert. Petö packt das Leid vergewaltigter Frauen an der Wurzel, danach trachtend, ihnen eine Last abzunehmen. Diese glauben nämlich, das erlittene Schicksal „immer als persönliches Erlebnis“ tragen zu müssen, weil sie es „nie in eine[n] größeren Rahmen“ (S. 134) stellen können. Dazu holt die Autorin weit aus. …

978-3-99065-061-5
Kriege gehören ins Museum! Aber wie?

Ruhm und Anrüchigkeit vertragen sich nicht! Das ‚Heeresgeschichtliche Museum‘(HGM) in Wien ist in Verruf geraten, nicht zuletzt auch behördlich. Wegen seiner antiquierten Ausrichtung, seines Leitungspersonals in Geschäftsgebarung und politischer Akzente (heute wie traditionell). Seit 1856 bildet das zwar multifunktionale Gebäude, als Arsenal stets militärisch gedacht, eine „belligerante Eigenwelt“; bald genutzt aber als eines der Säulen „musealer Darstellungen der Habsburgermonarchie in Österreich“ (S. 72). Die Herausgeberschaft des Sammelbandes betont eigens die „weit über die Problematik des HGM hinausgehende“ (S. 14) Brisanz der Debatte. Die Kapitelabfolge lässt als Schwerpunkte solche zur Historisierung des Museums, zu diesbezüglich diversen Positionen sowie zu Vorschlägen für Neuausrichtungen erkennen. Die für die Monarchie zuständige Historikerzunft nimmt sich im Vergleich unaufgeregt aus. Nüchtern wird konstatiert, dass „es sich um die Hinterlassenschaft der kaiserlichen Armee und ihrer Nachfolgeorganisationen“ (S. 319) handelt. Abzutun sei dies aber nicht so, wie im Museum dargestellt. …

978-3-406-79006-5
Ungleiche Brüder
Russen und Ukrainer vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Familial fasst der Autor das Verhältnis der in den jeweiligen, sich auch überschneidenden Geosphären lebenden Menschen dieses Namens. ‚Streit in der Familie‘ kommt vor! In den Kapitelüberschriften ist jedoch viel von ‚Eintracht‘, vom Gemeinsamen die Rede: in der ‚Wiege der Kiewer Rus‘; als ‚verspätete Nationen‘; den zweierlei Ausformungen einer geteilten ‚Russischen Revolution‘ sowie im Gefolge zusammen in der ‚Völkerfamilie‘ der Sowjetunion. Selbst ‚Annäherungen der Ukraine an Russland‘, die Integration ins Zarenreich ist nicht einseitig vorstellbar; wäre da nicht das Urteil eines ‚asymmetrischen‘ Verhältnisses, der imperialen Beherrschtheit der Ukrainer, unter russischer „Hegemonie“ (S. 129). …

978-3-205-21632-2
Sinneslandschaften der Alpen
Fühlen / Schmecken / Riechen / Hören / Sehen

In der Art eines Tributs an den ‚cultural turn‘, genauer dem ‚emotional turn‘ nimmt sich das Forschungsteam den Radien von Aktivierungen der im Untertitel genannten fünf Sinne anlässlich von Alpenerlebnissen an. „Die Alpen sind ein ubiquitäres Gebirge“ (S. 105), heißt es; dem entsprechend verklammert der schmale Band einen Reichtum an Aspekten. Die gelieferten Erkenntnisse des Teams (aus den Bereichen Historik, Ethnologie, Dialektologie, Musik- und Literaturwissenschaften, Populäre Kulturen) markieren in ihren Skizzen anhand von Evokationen bestimmter Sinnesareale die sich geschichtlich durchziehende Allianz von ‚Genuss und Geschäft‘. Die Kapazitäten des Alpennutzens, wovon hauptsächlich die Rede, bieten Räume der Arbeit und der Erholung. …

978-3-518-12798-8
In den Stürmen der Transformation
Zwei Werften zwischen Sozialismus und EU

Mit zentraler Peilung auf die beiden Werften in Gdynia (Polen) und Pula (Kroatien) birgt die aus einem Forschungsprojekt (2016-2021) hervorgegangene, wahrhaft dichte Faktenpräsentation des erklärten ‚Werftenkollektivs‘ Erkenntnisse, die es, dem Team nach, aufgrund der Lage von Archivbeständen, Quellenverfügbarkeit aus Interviews, aktueller politischer Rahmenbedingungen gerade eben noch zu bergen galt: dergestalt ein „Zeitdokument“ (S. 71). Das Globale so detailreich „im Lokalen zu suchen“ (S. 62), veranlasst „empirische Tiefenbohrungen“ (S. 63). Hervorgehen sollen daraus „die Veränderungen in den Sinnwelten sozialer Gruppen“ (S. 23), jene „‚Transformations from Below‘“ im Zuge weltumspannender Transformationen (S. 23). …

978-3-89646-850-5a
Die Lichtensteinhöhle bei Osterode am Harz, Ldkr. Göttingen
Bestattungsplatz einer Großfamilie aus der Urnenfelderzeit

Mit dem 58. Materialheft zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens werden die Forschungsergebnisse der mehrjährigen Grabungen in der Lichtensteinhöhle bei Osterode am Harz vorgestellt. Die umfangreichen Funde, vor allem darunter mehr als 4.000 Menschenknochen, die zahlreichen technischen Untersuchungen und das erläuternde Kartenmaterial haben eine dreibändige Zusammenstellung nötig gemacht. Auf mehr als 700 Seiten stellt Stefan Flindt die Lage der Fundstelle und das archäologische Umfeld dar (S. 17-22), geht auf die Entdeckungsgeschichte ein und stellt die verschiedenen Befunde, die zusammen mit Jens Lehmann ergraben wurden (S. 46-344, 344-518), und deren Auswertung vor (S. 616-665). Als mehr oder weniger eigenständiger Teil schließt dies den unter Mitarbeit von Susanne Hummel und Marthe Frischalowski entstandenen Exkurs zu den Menschenknochen ein (S. 518-616). Der zweite Teilband versammelt auf weiteren 200 Seiten Listen, den Fundkatalog mit Beschreibungen aller Objekte und zahlreichen Umzeichnungen sowie Tafeln. In einem Schuber, als dritter Teilband konzipiert, sind großformatige Karten beigegeben. …

978-3-8053-5253-6
Reise zum Ursprung der Welt
Die Ausgrabungen im Tempel von Heliopolis. Unter Mitarbeit von Aiman Ashmawy

Dass es im Vergleich zu altägyptischen Kultplätzen wie Karnak, Edfu, Dendera oder Abydos zu Heliopolis nur wenige allgemeine Darstellungen gibt, liegt vor allem an dem schlechten Erhaltungszustand der Tempelanlage, die bereits seit der Antike zur Steingewinnung (S. 331) abgetragen wurde.

Von dem wohl größten Tempelbau Ägyptens hat sich im heutigen Stadtbild am Rande Kairos denkbar wenig erhalten; …

978-3-412-52591-0
Jüdische Geschichte in Thüringen
Strukturen und Entwicklungen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert

Zur jüdischen Geschichte in ganz Deutschland existieren eine ganze Reihe hervorragender Überblicksdarstellungen, aber bei den Darstellungen jüdischer Geschichte in einzelnen Regionen sind zahlreiche Lücken zu konstatieren. Der nun vorliegende Sammelband zur Jüdischen Geschichte kann diese Lücke für Thüringen zumindest zum Teil schließen. Er geht auf eine Tagung im Jahr 2021 zurück, ist in vier Kapitel vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert aufgeteilt, und umfasst 23 Beiträge, deren zeitlicher Schwerpunkt im 19. und 20. Jahrhundert liegt.

Jüdisches Leben im Mittelalter ist durch drei Beiträge repräsentiert. Sie behandeln die Verfolgung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung seit dem 14. Jahrhundert und die Auswertung von Grabungen auf dem Erfurter Friedhof. …

978-3-7887-3482-4
»Der kecke Griff nach der Bibel und die davongetragene Beute«
Studien zu Predigt und Theologie des Bremer Pfarrers Gottfried Menken (1768–1831) (Forschungen zur Reformierten Theologie, Bd. 11)

Die Studien zur Predigt und Theologie des Bremer Pfarrers Gottfried Menken von Heinrich A. Meyer-Reichenau zielen auf eine erstmals breite Auseinandersetzung mit ihrem Protagonisten, bei der dessen theologische Prägungen, dessen Positionierung gegen die Aufklärung sowie dessen biblizistische Schriftauffassung und deren heilsgeschichtliches Verständnis im Zentrum stehen sollen. Daneben interessieren den Verfasser Menkens Rezeptions- und Wirkungsgeschichte, sein Einfluss auf die Theologie des 19. Jahrhunderts sowie die bleibende Aktualität einiger von ihm adressierten Fragestellungen. …

978-3-518-43069-9
"Wir haben es nicht gut gemacht."
Ingeborg Bachmann ⋅ Max Frisch. Der Briefwechsel

Wer die eigene Existenz auf das Schreiben setzt, muß bedacht sein, „dessen Möglichkeiten bis auf den Grund auszuschöpfen“, schreibt Roland Berbig in seiner Untersuchung über die Briefschreiberin Ingeborg Bachmann (im Band „Ingeborg Bachmann. Eine Hommage“). „Eine dieser Möglichkeiten ist der Brief.“ Daß dessen Ausdrucksweise grenzenlos ist und unergründlich in die Tiefe, in die er zu verweisen vermag, wußte Ingeborg Bachmann.
Am 2. September 1959 schreibt sie ihrem Freund Hans Magnus Enzensberger: „ (…) anstatt den Brief wegzuschicken, habe ich ihn immerzu aufgehoben, um noch etwas dazuzuschreiben./ …