Suche eingrenzen

Gesamtansicht Rezensionen

3-506-74478-X
Die Erfahrung des Krieges
Erfahrungsgeschichtliche Perspektiven von der Französischen Revolution bis zum Zweiten Weltkrieg

Im letzen Jahrzehnt haben sich kulturgeschichtlich orientierte Studien vermehrt den Erfahrungsbegriff zunutze gemacht, um über die Erkenntnismöglichkeiten einer reinen Militärgeschichte hinauszugelangen und den Krieg 'von unten', als Gegenstand gesellschaftlicher Wahrnehmungen und Deutungen in den Blick zu bekommen. Der anzuzeigende Sammelband, der aus dem Tübinger SFB 437 'Kriegserfahrungen - Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit' hervorgegangen ist, knüpft an diese neueren Tendenzen der Geschichtswissenschaft an und leistet zugleich einen wichtigen Beitrag zu deren Weiterentwicklung. Zum einen wird eine theoretische Präsizierung des notorisch vielschichtigen Erfahrungsbegriffs, der Aspekte wie Wahrnehmung, Erinnerung, Deutung oder Tradition beinhaltet, vorgenommen. Zum anderen wird das Ziel verfolgt, neuere kulturwissenschaftliche Ansätze mit der etablierten Struktur- und Sozialgeschichte zu vermitteln...

3-608-93550-9
Politische Publizistik 1913 '1933

Die politische Publizistik Ernst Jüngers bis einschließlich 1933 enthält für den keine wirklichen Überraschungen, der sich mehr oder Besseres als nationalistisches Drauflosschwadronieren erwartete, umgekehrt aber wird man gewiß nicht sagen können, daß wir es hier schon durchgängig mit Glanzleistungen Jüngerscher Prosa zu tun hätten. Im Gegenteil kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Texte der ersten Jahre nach dem Krieg durch etwas geprägt sind, das man sich scheut, auf jemanden anzuwenden, der vier Jahre lang im Feuer gelegen hat, aber es hilft nichts: Die Texte haben oft etwas Primanerhaftes. Dieses und manche andere Simplizität mag zunächst an den Adressaten der Artikel liegen, die vor allem aus den Angehörigen des 'Stahlhelm' bestanden - der großen, immer bürgerlicher werdenden Organisation ehemaliger Frontsoldaten - und gewiß hat auch das Niveau dieser auf die Dauer den Ansprüchen Jüngers nicht genügenden Leserschaft dazu geführt,...

3-525-36248-X
Carl Schmitt
Preußischer Staatsrat in Hitlers Reich

Der Essener Historiker zeigt, daß Carl Schmitt die alten Eliten der wilhelminischen Zeit zum Nationalsozialismus hingeführt hat. Schmitt sah, daß im Industriezeitalter Besitz und Bildung der Bürger nicht mehr die Säulen der Gesellschaft waren. Nach dem Fortfall der Monarchie mußte die Gesellschaft sich aus sich neu organisieren. Das versuchte Hugo Preuß als Gründungsvater der Weimarer Republik gegenüber den Tendenzen zu einer Räterepublik. Doch siegte dann 1866 über 1848: der Reichspräsident bekam besondere Entscheidungsbefugnisse gegenüber dem Parlament in den Zeiten des Notstands. Als Schmitt 1931 den Reichspräsidenten zum 'Hüter der Verfassung' erklärte, bahnte er den Weg zur Präsidialdiktatur. Der preußische Ministerpräsident, der Sozialdemokrat Otto Braun, widersetzte sich damals dem nationalsozialistischen wie kommunistischen Terror. Er wurde durch den Reichskanzler...

3-85842-421-8
Hitlers Gott
Vorsehungsglaube und Sendungsbewußtsein des deutschen Diktators

Der junge Nürnberger Historiker hat sich der Mühe unterzogen, alle noch vorhandenen Dokumente auf Äußerungen Hitlers, die sich irgendwie auf religiöse Inhalte beziehen, näher zu analysieren. Am deutlichsten erscheint dabei dessen von einem diffusen Sendungsglauben genährtes Selbstbewußtsein, in dem er sich selbst als messianischer Heilsbringer erkennt. Als Leit- und Vorbild dienen ihm dabei die Machtstrukturen der Papstkirche, mit der ihn eine merkwürdige Haßliebe verband und der er bis zu seinem Ende angehörte. Da nun aber 'eine Krähe der anderen kein Auge aushackt', wurde er auch nicht exkommuniziert, obwohl er sie kategorisch ablehnte und als 'minderwertige Kulturschande' und als 'Reptil, das man zertreten muß' bezeichnete. Trotz allem ideologischen Geschwafel...

3-506-74829-7
Das geistige Preußen
Zur Ideengeschichte eines Staates

Diesem Sammelband geht es um die Idee des einstigen preußischen Staates. Von den 14 Beiträgen aus den Jahren 1987-1999 erschienen zehn an verschiedenen Stellen; vier werden erstmals gedruckt. Begonnen wird mit dem Problem der Toleranz bei Friedrich dem Großen. Dieser hat nach 1945 keine besondere Aufmerksamkeit gefunden, auch nicht 1991 bei der Überführung seiner Gebeine von Hechingen nach Sanssouci. Entstehung und Handhabung seines Toleranzgedankens, aber auch dessen Grenzen werden aufgewiesen: Toleranz dient dem Wohl des Landes, wurzelt nicht in Menschenrechten. Der zweite Aufsatz...

3-905312-01-8
Fabrikmahlzeit
Ernährungswirtschaft, Industriearbeit und Volksernährung in der Schweiz 1890-1950

Diese überarbeitete Zürcher Habilitationsschrift von 1995 zielt auf den ersten Blick scheinbar nur auf ein Randthema, das von den Historikern wegen der dürftigen Quellenüberlieferung fast ganz unerforscht geblieben ist. Der Autor hat die 'Menagen', 'Kosthäuser' und 'Betriebskantinen' vor allem dazu benutzt, um den schon länger erkannten revolutionären Umbruch der Volksernährung beim Übergang in die industrielle Gesellschaft unter Benutzung neuer Fragestellungen der interdisziplinären Nahrungsverhaltensforschung weiter zu durchleuchten. Die Kapitel schildern keine zusammenhängende chronologische Geschichte, sondern bilden eine Auswahl weniger Problemfelder und orientieren sich nur an Schweizer Beispielen, liefern aber dennoch oft allgemeingültige und gedanklich inspirierende Aussagen. Mit Hilfe der Fabrikmahlzeit soll exemplarisch gezeigt werden, daß die Vernunft, in der der Fortschrittsglaube der modernen Industriegesellschaft wurzelt, auch durch den Magen ging...

3-8052-1533-2
Die Zeit der Kreuzzüge
Geschichte und Kunst

In einer Zeit, in der die Begegnung der Kulturen, der Umgang mit dem Fremden und nicht zuletzt die Frage nach Einheit und Vielfalt Europas eine außerordentliche Brisanz gewinnen, verwundert das ungebrochene Interesse an der Geschichte der Kreuzzüge in keiner Weise. Vor diesem Hintergrund kommt dem methodischen Zugriff und einer grundlegenden Neubewertung durch britische Historiker eine richtungsweisende Bedeutung zu: Der Kreuzzugsbegriff erfährt eine erhebliche Ausweitung bzw. Umwertung. Dies führt zunächst zu einer vergleichenden Betrachtung der drei Hauptschauplätze des (Kampf-) Geschehens im Orient, der iberischen Halbinsel und Nordostmitteleuropa...

3-8053-2898-2
fromm – fremd – barbarisch
Die Religion der Kelten

Das Interesse an den Kelten ist in den letzten Jahren nicht zuletzt als Sicht auf einen idealisierten Gegenpol zur rationalen Moderne auffallend hoch, und so ist sehr zu begrüßen, daß neben den halb- und unwissenschaftlichen Publikationen zum Thema auch die Zahl der zuverlässigen wissenschaftlichen Darstellungen, die sich nicht nur an Spezialisten wenden, deutlich zunimmt. Der vorliegende Band ist hierfür ein gelungenes Beispiel. Er befaßt sich mit schriftlichen und materiellen Quellen zur Geschichte, Kultur und Religiosität der gallischen Kelten, der Rolle der Druiden und dem Barbarenstereotyp, das die Darstellung der Kelten in den mediterranen Kulturen prägte, mit denen sie seit circa 400 v.Chr. in Berührung kamen. Auf wissenschaftliche Aufsätze zu diesen Themen folgt...

3-406-44798-8
Die Kelten

Im Vorwort dieser knappen Einführung in wichtige Aspekte keltischer Geschichte und Kultur weist A. Demandt auf seine früheren Begegnungen mit der Keltike hin. Dabei versucht der Althistoriker, 'die historischen, archäologischen und philologischen Aspekte ausgewogen zu berücksichtigen sowie die Wirkungsgeschichte der Kelten zu skizzieren'. Themen aus den Bereichen Herkunft, Geschichte, Staatsform, Kultur, Religion sowie Mythologie der Kelten werden in 18 Kapiteln abgehandelt. Die Darstellung keltischer Völker in der schriftlichen Überlieferung nimmt breiten Raum ein und wird durch zahlreiche Zitate antiker Autoren belegt. Den chronologischen Rahmen bildet die sog. Latènezeit (ca. 450 v.Chr. bis zur Zeitenwende), wenn es scheinbar ins Bild paßt, wird aber auch die Hallstattzeit (ca. 800-450 v.Chr.) herangezogen. Am Ende der knappen Abhandlung werden das irische, und britische Mittelalter sowie die Kelten-Rezeption der Neuzeit skizziert.

3-8062-1387-9
Keltische Viereckschanzen
Einem Rätsel auf der Spur

'Viereckschanzen' sind rechteckige Wallanlagen des zweiten und frühen ersten vorchristlichen Jahrhunderts mit einem primären Verbreitungsgebiet in Süddeutschland. Sie gehören nach den Fundstücken in den keltischen Kulturkreis der älteren Spätlatène, parallel der Blütezeit der keltischen 'oppida' - und haben die Archäologie vor viele Fragen gestellt. Seit den 1930er Jahren wurden sie immer wieder als spätkeltische Heiligtümer gedeutet. Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte haben diese Interpretation aber zweifelhaft werden lassen, und der hier anzuzeigende Sammelband stellt wegweisende neueste Entwicklungen und Überlegungen der Viereckschanzenforschung in einer auch für Nichtarchäologen gut lesbaren Form zusammenfassend vor.
Der Band enthält zunächst zwölf interpretative Aufsätze zu Einzelaspekten...