Fritz Gerlich
Ein früher Gegner Hitlers und des Nationalsozialismus

Rudolf Morsey, der 2010 bereits eine Edition mit Akten vor allem aus dem Nachlass des Journalisten Fritz Gerlich herausgegeben hat, widmet diesem nun eine biographische Studie. Gerlich war Mediävist und arbeitete ab 1911 am Geheimen Staatsarchiv in München, widmete sich nebenher aber immer stärker politischer und publizistischer Arbeit. Nach seinem Kriegsdienst kehrte er daher auch nicht mehr an seine alte Stelle zurück, sondern engagierte sich in der DDP.

Von besonderem Interesse an der Person Gerlichs ist – zumindest für den Rezensenten – allerdings seine journalistische Arbeit, die er bald nach dem verlorenen Krieg aufnahm. Von 1920 bis 1928 war Gerlich Chefredakteur der „Münchner Neuesten Nachrichten“, ab 1930 Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift „Illustrierter Sonntag“, die ab 1932 unter dem Titel „Der gerade Weg“ erschien.

Gerlich kann durchaus als schillernde Persönlichkeit bezeichnet werden. In den ersten Jahren der Republik stand er rechts außen und hegte durchaus Sympathien für Teile der NSDAP. Mit dem Hitler-Putsch im November 1923 änderte sich dies. Zwar blieb Gerlich weit rechts im politischen Spektrum, doch entwickelte er sich zu einem scharfen Gegner der Nationalsozialisten, mit denen er sich nun manches Scharmützel in der Presse lieferte.

Eindringlich und unaufhörlich warnte Gerlich vor den Gefahren, die von Hitler und den Nationalsozialisten seiner Meinung nach ausgingen. Im Juli 1932 zum Beispiel brachte Gerlich seine Kritik und Befürchtungen für die Zukunft auf den Punkt, als er schrieb, der Nationalsozialismus bedeute „Feindschaft mit den benachbarten Nationen, Gewaltherrschaft im Innern, Bürgerkrieg, Völkerkrieg“, er heiße „Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not“ (S. 223). So wundert es nicht, dass er einer der ersten war, die nach der Regierungsübernahme der Nationalsozialisten in Bayern im März 1933 verhaftet wurden. Als „Schutzhäftling“ saß er nun im Münchner Polizeigefängnis ein und hatte guten Grund, um sein Leben zu fürchten. Im Zuge des sogenannten Röhm-Putsches, der blutigen Ausschaltung der SA-Führung und von konservativen Widersachern des Regimes, wurde Fritz Gerlich ins Konzentrationslager Dachau gebracht und dort in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1934 erschossen.

Den Lebensweg Gerlichs und die Entwicklung seiner politischen Vorstellungen zeichnet Morsey anschaulich und souverän nach. Allerdings lässt er es mitunter an einer Einordnung der NS-Kritik in den breiteren zeitgenössischen Diskurs mangeln. Andere Kritiker des Nationalsozialismus und ihre Schriften tut er pauschal – offenbar ohne Kenntnis im Einzelnen und ohne weiteren Nachweis – als „akademisch-sachlich gehaltene Beschreibungen oder pauschal-polemische Attacken“ (S. 12) ab und weiß in einer Fußnote nur Theodor Heuß und Ernst Lehmann anzuführen. Überdies bleibt die Darstellung zu sehr beim Referieren eines Artikels nach dem nächsten stehen und zeigt weniger Kernthemen und grundlegende Methoden Gerlichs auf. So verliert sich Morsey bisweilen im Kleinklein, ohne einem roten Faden zu folgen. Insgesamt bemüht sich Morsey um sachliche Distanz zu Gerlich, dies gelingt jedoch nicht durchweg. So spart er nicht mit Lob und Superlativen, wenn es um dessen Haltung gegen den Nationalsozialismus geht, während manch antisemitisches Gedankengut Gerlichs nur beiläufig und unkommentiert erwähnt wird.