Everest. Die großen Reportagen aus dem legendären Magazin

Everest im Nebel

„50 Jahre Gipfelsturm“ hat National Geographic Deutschland im Mai-Heft 2002 (S. 42-71) einen breit gefächerten Bericht überschrieben. Ergänzend dazu legt nun die National Geographic Society einen Band mit dreizehn Reportagen vor, die in den Jahren 1933 bis 1999 im National Geographic Magazine erschienen sind, viele davon – streng an den amerikanischen Originaltext angelehnt – erstmals in deutscher Übersetzung. Dies hätte für den Leser den Vorteil, daß er sich in die Zeit der Reportagen lebhaft zurückversetzen und den Wandel des Berges und seiner Besteiger nachvollziehen könnte, gäbe es einen „roten Faden“ durch die Auswahl der Veröffentlichungen. Während es zwar einen Bericht über den ersten Flug über den Mount Everest 1933 gibt, bleiben die großen Expeditionen der Engländer mit George Mallory zu Beginn der 1920er Jahre unerwähnt. Gerade aber jene drei gescheiterten Expeditionen ließen den Mythos Everest erst so recht lebendig werden. Ebenso die 1970er Jahre, und somit auch die bis dahin für unmöglich gehaltene Besteigung ohne Sauerstoff von Reinhold Messner und Peter Habeler im Jahre 1978 fehlen vollends, obwohl im Klappentext als epochal erwähnt! So verwundert es auch nicht, daß die den Band abschließende Reportage von 1999 stammt. Zusammenfassende und erläuternde Kommentare hätten Lücken von bis zu zwanzig Jahren schließen können. Eine Aufnahme des vorgenannten Mai-2002-Beitrages hätte genau dies geleistet.
Den Schwerpunkt des Buches bilden die 1980er Jahre (sieben Reportagen). Das ist aufschlußreich, da zu dieser Zeit die Besteigung mehr und mehr zum Statussymbol verkommt. Die Folgen für die Umwelt werden augenscheinlich, wie von Sir Edmund Hillary und Rick Ridgeway anschaulich beschrieben. Die Konzentration auf dieses Jahrzehnt rechtfertigt sich dadurch aber kaum.
Auch die Photographien können insgesamt nicht recht überzeugen: Es fehlt ihnen vielfach an Brillanz. Die Berichte an sich sind jedoch – wie aus dem Magazin gewohnt – anschaulich und auf hohem Niveau präsentiert, aber durch die je Punktualität der Texte wird die Geschichte des Berges auch nur punktuell beleuchtet.