Die Polargebiete

Klimatische Extremzone

Das Interesse an den Polargebieten war noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stark von geographischem Entdeckerdrang geprägt. Die Unzugänglichkeit dieser Gebiete verlieh den Forschungen heroische Attribute, die zuweilen überlagert waren von Nationalprestige und sogar geostrategischen Erwägungen. Wiederholt ist es auch zu krassen, unkontrollierten Ausbeutungen der polaren Ressourcen gekommen.
Um 1980, als sich die Erkenntnis durchsetzte, daß durch anthropogene Aktivitäten irreversible Veränderungen der Biosphäre verursacht werden, gewann die Polarforschung eine neue Bedeutung. Über der Antarktis wurde die Abnahme der Ozonschicht registriert, Eisschilde als paläoklimatisches Archiv genutzt, die außerordentliche Sensibilität der Polargebiete für Klimaveränderungen erkannt. Auch die Entwicklung und Kultur arktischer Völker fand verstärkt Beachtung und nicht zuletzt sind aus der Polarforschung heraus richtungsweisende internationale Vertragswerke angeregt worden. Kurz – es gibt kaum ein Fach der Naturwissenschaften und Technik, das nicht an und in den Polargebieten Interessen hat, aber auch Gesellschafts- und Geisteswissenschaften finden hier ganz bedeutende Arbeitsgebiete.
Es kann also keine leichte Aufgabe sein, ein Übersichtswerk über die Polargebiete unter Einbeziehung wesentlicher wissenschaftlicher Erkenntnisse und gesellschaftlicher Tatsachen zu verfassen. Dennoch gelingt den Autoren dieser Versuch. Ihr Werk vermittelt eine Fülle von Einsichten und Anregungen. Natürlich ist die Tiefe der Darstellung der verschiedenen Themen nicht einheitlich und natürlich reflektieren die Themen auch die Kenntnisse und wissenschaftlichen Schwerpunkte der Verfasser, deren Enthusiasmus auch in den nüchternsten Zeilen zu spüren ist. Das macht das Buch lebendig und spannend zu lesen.
Die gegebenen Einheiten sind nicht immer normgerecht und konsistent. Auch gegebene Größen und Zahlenwerte sollte man kritisch hinterfragen. Ein breiter Anhang mit Daten wäre wichtiger gewesen als der (durchaus informativ gewählte) farbige Bildteil.
Natürlich lebt ein derartiges Übersichtswerk wesentlich von der zitierten Literatur. Diesbezüglich gilt sinngemäß das, was die Autoren humorvoll schon betreffend des Inhalts als Kritik vorhergesehen haben: Man vermißt immer Zitate zu den Themen, die einen am meisten interessieren.
Deswegen sei nur noch der Hinweis gestattet, daß speziell zu den Bereichen Biologie, Geologie und Geophysik das Alfred-Wegener-Institut erhebliche Beiträge geleistet hat und die dortigen Informationsressourcen auch Externen zur Verfügung stehen.