Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart
Elektronische Volltextedition nach der Ausgabe letzter Hand

Die vorliegende CD-ROM enthält im Neusatz und im Faksimile den vollständigen Text der “zweyten, vermehrten und verbesserten Ausgabe” des Adelungschen Wörter­buchs, dessen erste Auflage zwischen 1774 und 1786 im Leipziger Verlag Breitkopf & Sohn erschienen war. Es handelt sich dabei um die letzte von Adelung noch selbst besorgte Ausgabe und damit um einen Text, der in der Entwicklungsgeschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat. Die Idee der digitalen Erfassung des Wörterbuchs entstand 1997 während der Sichtung und Zu­sammenstellung der digitalen “Basisbibliothek Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka”. Adelungs Wörterbuch schien den Herausgebern, laut Vorwort, “wohl am be­sten geeignet [...] die dort zusammengetragenen Werke der deutschen Literatur sprachlich zu erschließen”. Ob das Wörterbuch diesen Zweck tatsächlich heute noch erfüllen kann, wird in der Forschung jedoch weitaus skeptischer beurteilt, als es die Herausgeber nahe legen. Zudem verliert es für Texte jenseits der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend an Wert. Im Vergleich zum wesentlich umfangreicheren Deut­schen Wörterbuch der Brüder Grimm (1854-1971) hat Adelung allerdings das weit­aus modernere, das heißt am Sprachgebrauch seiner Zeit orientierte lexikographische Konzept. Und dies dürfte, nicht ganz zu Unrecht, den Ausschlag für die Bevorzugung des Adelungs gegeben haben. Ein modernes Wörterbuch des älteren und mittleren Neuhochdeutschen gibt es ja leider noch immer nicht; ein Goethe-Wörterbuch und ein Schiller-Wörterbuch sind immerhin in Bearbeitung.

Die Digitalisierung eines Wörterbuchs dieses Ausmaßes stellte die Herausgeber dann aber doch vor nicht unerhebliche Probleme. 60 000 Artikel mit 30 000 000 oft schwer lesbaren Lettern galt es zu entziffern und zu erfassen. Verschiedene Drucktypen des Originals, die der Unterscheidung von Lemmata, Zitaten und dem übrigen Text die­nen, mussten umgesetzt werden, offenkundige Fehler des Schriftsatzes und die schlechte Druckqualität der Originalvorlage mussten ausgeglichen werden. Eine Lö­sung für die meisten Probleme eröffnete sich durch die Möglichkeit der Verknüpfung von digitalisiertem Text und dem Faksimile der Originalseiten. Damit stehen nun auf einer CD-ROM zwei parallele Versionen zur Verfügung: der elektronische Neusatz als flüssiger Lesetext und die unverändert Originalausgabe. Der dankbare Benutzer kann daher an jeder beliebigen Stelle des Wörterbuchs auf das Schriftbild der Original­ausgabe zurückgreifen. Zugleich lässt sich die originale Paginierung auch beim Lesen des Neusatzes in den Text einblenden. Aus beiden Fassungen kann gedruckt werden. Eine ausführliche Beschreibung aller zur Verfügung stehenden technischen Möglich­keiten der Digitalen Bibliothek kann über die “Hilfe”-Funktion mit der Taste “F1” aufgerufen werden und auch die im Begleitheft gedruckten Anleitungen sind viel ausführlicher, als noch in manchen älteren Ausgaben der Reihe.

Damit liegt – ungeachtet der Frage nach der Brauchbarkeit des Wörterbuchs für die Zwecke der digitalen “Basisbibliothek” – nun für die historische Sprachwissenschaft ein Arbeitsinstrument vor, das weitere Forschungen zum älteren und mittleren Neu­hochdeutschen – etwa die bisher noch fehlende Zusammenstellung der zahlreichen, vor allem oberdeutschen Mundartwörter außerhalb der Lemmapositionen – wesentlich erleichtern wird. Der digitale Adelung ist daher eine wirkliche Bereicherung.