Ärztekorrespondenz in der Frühen Neuzeit
der Briefwechsel zwischen Peter Christian Wagner und Christoph Jacob Trew. Analyse und kommentierte Edition

Die Briefsammlung des Nürnberger Stadtarztes Christoph Jacob Trew, die in der Stadtbibliothek Nürnberg aufbewahrt wird, umfasst 1900 Stücke. Zum größeren Teil handelt es sich dabei um von Trew zusammengetragene Briefe, zum kleineren Teil um eigene Korrespondenzen. Zu diesem gehört Trews Briefwechsel mit dem Arzt Peter Christian Wagner. 1703 in Hof geboren, wirkte Wagner nach seinem Studium und einem Aufenthalt in Erlangen 1728-1731 als Leibarzt, Rat, Stadt- und Landphysikus in Pappenheim. 1731-1743 war er Arzt in Erlangen und 1743-1764 Leibarzt am Markgrafenhof in Bayreuth. Trew, 1695 in Lauf geboren, kam nach seinem Studium 1721 nach Nürnberg und wirkte dort bis zu seinem Tod 1769 als Arzt. Er war von 1736 an auch markgräflicher Leibarzt und Hofrat in Ansbach. 1727 wurde er Mitglied und später Direktor der Kaiserlichen Akademie der Naturforscher.

Der in der Trew-Sammlung erhaltene Briefwechsel Trew-Wagner umfasst nur 75 Briefe (davon 68 an Trew); weitere 21 Briefe sind erschlossen. Somit ergibt sich ein so nicht vollständiges Corpus von 69 Briefen an Trew und 27 Briefen (v.a. Entwürfe) an Wagner. Anderswo hat die Editorin keine weiteren Briefe nachweisen können. Der Korrespondenzzeitraum erstreckt sich vom 4.10.1729 bis zum 19.8.1760. 1729-1744 (v.a. 1736) sind die Briefe zahlreich (73), 1745/46-1760 sind es nicht mehr viele (23). Die Zahlen wertet Grosser statistisch aus und führt diese in mehreren Diagrammen vor Augen. In Anbetracht des doch sehr schmalen und gewiss unvollständigen Corpus ist dies fragwürdig.

Der Briefwechsel zeugt von einer gelehrten Freundschaft, auf der v.a. Wagner seinen Nutzen gezogen hat. Es sind Briefe als Beilage zu Paketen, Bitten um Rat bei Verschreibung von Arznei, Behandlung von Patienten, aber auch Bitten um Hilfe bei Bucherwerbungen; vielfach ist es ein Austausch über medizinisch-naturwissenschaftliche Dinge und Veröffentlichungen dazu (u.a. Sammlung von Pflanzen und Gesteinen).

Der Kommentar zur sehr sorgfältigen Edition der 75 Briefe ist sehr umfassend, ja geradezu ausufernd. Grosser untersucht den landes- und regionalgeschichtlich und auch wissenschaftsgeschichtlich aufschlussreichen Austausch zwischen Trew und Wagner anhand dieser 75 Briefe gründlich, interpretiert ihn und wertet ihn in ihrer 242 Seiten umfassenden Einleitung aus. In Anbetracht der sehr geringen Briefzahl muss man allerdings von einer gewissen Überbewertung und -interpretation sprechen. Beigegeben wird ein Verzeichnis weiterer, in der Untersuchung unberücksichtigt gebliebener  Briefe von und an Wagner (18 Briefe von und an den Danziger Biologen Johann Philipp Breyne und ein Dutzend weitere Briefe).