Wege zum Sinn

Wege zum Sinn ist ein Buch, das in gut fünfhundert Seiten und nahezu enzyklopädischer Breite daher kommt: Es geht weit über die Ethik hinaus, Teleologie und die Frage des Sinns. In sieben Teilen werden zuerst Werte der Religion und Philosophie mit einem Streifzug durch die jeweiligen Werte-Konzepte der einzelnen Epochen aufgezeigt. Es folgt ein Teil zu Zielen und Zwecken, wozu ebenfalls die Geistesgeschichte durchpflügt wird, um dann schließlich noch von der Zeit zu handeln und im finalen Teil auf den Sinn zu kommen. Dabei treibt den Autor die Korrelation von Sinn, Wert und Telos an. Die meisten Kapitel schließen mit einem kurzen Fazit, manche sind aber auch nur stichwortartig aufgebaut.

Robra setzt sich kritisch mit philosophischen Konzepten von Sinn und Sinnfindung und auch mit Teleologie, Werten, Zielen und Zwecken auseinander. Eine These scheint der Autor gar nicht im ‚Sinn‘ zu haben, denn er beschwört viele Geister der Philosophiegeschichte herauf, um deren Sinnkonzeptionen zu paraphrasieren und letztlich meist zu kritisieren oder gar zu polemisieren. Der Autor entwickelt sehr viele Nebenwege, wie z. B. die Evolutionstheorie, die nicht schlüssig in das Werk eingearbeitet wurde. Und er möchte unter Sinn auch Ziel, Zweck und Wert verstehen, die einer Sache innewohnen. Sinn als etwas Objektives ohne religiöse Dimension, wie soll das gedacht werden? Eine Antwort darauf wird leider nicht gegeben.

Robra sieht dann einen immensen Möglichkeitsraum, was ein Funke von Reflexion darstellt und über den der Leser sicher gern mehr wüsste, aber auch hier bleibt der Leser allein zurück. Sinn soll als Bindeglied zwischen Leib, Seele und Geist dienen, was ebenfalls unausgegoren bleibt. Ein Kapitel über die Zeit bietet die Untersuchung, was allerdings bezüglich der Sinnfrage nicht so ganz einleuchtend ist, zumal am Ende des Buches kein Wort mehr darüber verloren wird.

Die Abschnitte zum Ende des Buches bieten eine differenzierte Auseinandersetzung Robras mit zumeist zeitgenössischen Autoren, was gleichzeitig Standpunkte der modernen Auffassung von ‚Sinn‘ darstellt und den Leser selbst zum weiteren Nachdenken an die Hand nimmt. S. 486-88 behandelt Sinnkrisen, persönlich, wie auch in gesellschaftlichem Kontext, ein informatives Kapitel.

Etwas störend ist im letzten Kapitel das Geplauder ohne tiefgreifende Reflexion, eine einfache Ist-Aufnahme der gegenwärtigen Probleme, was in die Frage Gott oder kein Gott oder der "Alleinherrschaft" der Evolutionstheorie kulminiert und letztlich eine undifferenzierte schwarz/ weiß Darstellung geworden ist. Der Autor hat wohl noch nichts von versöhnlichen Theorien (u. a. auch von Theologen) gehört?

Insgesamt ein Buch, das durchaus eine Reihe von Information für Leser bietet, die sich eine Übersicht der Thematik verschaffen wollen. Leider wird eine Integration von Zielen, Zwecken und Werten unter dem Begriff Sinn nicht geliefert. Außerdem krankt das Buch an sprachlichen Fehlgriffen und formalen Unzulänglichkeiten (wie etwa die Bezeichnung, „ein Buch bzw. Werk eines Klassikers sei ‚out‘“ oder das unübersichtliche Inhaltsverzeichnis), die irritieren und durch ein kritisches Lektorat sicher hätten vermieden werden können.