Halikarnassos und das Maussolleion
Die modernste Stadtanlage und der als Weltwunder gefeierte Grabtempel des karischen Königs Maussollos

Das Zentrum der Betrachtung in diesem Buch bildet die nördliche karische Halbinsel, auf deren Südseite dorische Griechen die Stadt Zephyrion erbauten. In späterer Zeit erfährt diese griechische Siedlung unter einem anderen Namen Weltruhm: Halikarnassos.

In seiner fünfundzwanzigjährigen Regierungszeit  machte Maussollos (377-352 v. Chr.), ein Satrap des persischen Großkönigs, Halikarnassos zur damals modernsten Stadtanlage im griechisch-hippodamischen Stil. Er verlegte nicht nur die Residenz von Mylasa nach Halikarnassos, sondern schuf auch „mit dem neuen Halikarnassos eine glanzvolle Großstadt, mit der er sogar die Griechenstädte zu übertreffen versuchte.“

Bekannt ist die Stadt jedoch bis heute aufgrund des monumentalen Grabtempels des Maussollos: dem Maussolleion, welches sich im Zentrum von Halikarnassos auf einer großen Terrasse im Umfeld der Agora erhob. Spätestens mit der Aufnahme unter die sieben Weltwunder der Antike, machte das Maussolleion seinen Erbauer unsterblich.

Als 1846 Platten des Amazonenfrieses des Maussolleions von Charles Newton gefunden wurden, begann unter den Forschern dieser Zeit ein regelrechter Wettlauf nach dem verschollenen Weltwunder. Dachte man doch, es sei von der Erdoberfläche völlig verschwunden. Nachdem bereits seit dem 18. Jahrhundert versucht wurde das verschollene Weltwunder mithilfe von Plinius’ Beschreibungen zu rekonstruieren, erfolgten nun die ersten wissenschaftlichen Rekonstruktionen. Natürlich blieben diese ersten Rekonstruktionsversuche nicht lange allein und weitere folgten bald. Auch der Autor dieses Buches, Wolfram Hoepfner, wagt einen neuen Rekonstruktionsvorschlag. Der Klassische Archäologe und Bauforscher aus Berlin zeigt in seinem neuesten Werk seinen Rekonstruktionsversuch und stellt, nach dem Fund eines Zwillingsbaus in Mylasa, neue Deutungsansätze vor. Überzeugend liefert Hoepfner neue Befunde, wobei er jedoch ältere Rekonstruktionen unvoreingenommen betrachtet und deren Mängel aufzeigt, was seinen Rekonstruktionsversuch des Maussolleions überzeugen lässt.

Aber auch die Stadt, in der das Weltwunder stand, bleibt von Hoepfner nicht unbeachtet, denn auch diese gibt der Forschung weiterhin Rätsel auf. So ist zum Beispiel die Lage des Palastes, der Tempel und des Königshafens nicht bekannt. Hoepfner liefert für deren Lokalisierung zwar kaum neue Erkenntnisse, jedoch stellt er die gängigen Theorien zusammen und wägt diese ab.

Hoepfner benutzt klare Formulierungen und seine Argumentation ist gut nachvollziehbar. Dieses Buch ist jedoch eher für Archäologen und Althistoriker geschrieben, da Laien meiner Meinung nach bei den verwendeten Fachausdrücken Probleme mit dem Verstehen haben könnten. Positiv zu bemerken ist, dass das Buch einen Anhang aufweist, in dem die verwendeten Quellentexte in Originalsprache und deutscher Übersetzung aufgelistet sind. Außerdem sind viele, zum Teil farbige Abbildungen, Fotos und Karten verwendet worden.

Alles in allem ist dieses Buch nur zu empfehlen. Es macht Spaß, es zu lesen, es ist sehr informativ und die vielen Abbildungen, Fotos und Karten machen es leicht, in die Welt von Halikarnassos und dem Maussolleion einzutauchen.