Tiefenwärts
Archäologische Imaginationen von Dichtern

„Tiefenwärts. Archäologische Imaginationen von Dichtern“ beruht auf einem transdisziplinären Projekt der beiden Autoren, Professorin Dr. Eva Kocziszky (Germanistik) und Dr. Jörn Lang (Klassische Archäologie), das seinen Ausgangspunkt in dem Kolloquium „Literatur der Archäologie. Materialität und Rhetorik im 18. & 19. Jahrhundert“ (2010) des Käte Hamburger Kollegs „Morphomata. Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen“ der Universität zu Köln hat. Als Kocziszky 2010/2011 hier „fellow“ war, legte sie für ihr damaliges Projekt, das sich mit den Ruinen in der deutschsprachigen Lyrik des 20. Jahrhunderts beschäftigte, eine umfangreiche Sammlung von Lyrik mit archäologischen Aspekten an, auf welche für „Tiefenwärts“ zurückgegriffen wurde.

Dieses ungewöhnliche Buch zeichnet sich durch das Zusammenspiel von lyrischen Texten in deutscher Sprache, wissenschaftlichen Beiträgen und Abbildungen in Farbe sowie Schwarz-Weiß aus. Die Bilder unterstreichen zum einen die aus den Gedichten hervortretende Stimmung, zum anderen zeigen sie das Beschriebene. Neben historischen Aufnahmen von Funden und Fundorten wurden auch moderne, von der Antike inspirierte Kunstwerke aufgenommen.

Nach einem Vorwort führt die dreiteilige Einleitung in die Hintergründe des Werkes und Beweggründe der Autoren ein. Der Fokus liegt auf den Hinterlassenschaften des antiken Griechenlands, denn es „wurde mit der deutschen Klassik das Land dichterischer Sehnsucht“ (S. 12). Die Beiträge sind jedoch nicht einfach nur nach Erscheinungsjahr oder Topographie geordnet, sondern unter den Oberbegriffen „Archäologie“, „Hellas“, „Ruinen“, „Figuren“, „Gräber“, „Geschichtsbilder“ und „Ausblick“ gefasst. Zwei der 85 Gedichte sind in Französisch bzw. Griechisch abgefasst und wurden mit ihrer deutschen Übersetzung in dieses lyrisch-archäologische Potpourri aufgenommen. Unter den 45 Verfassern finden sich Namen wie Rainer Maria Rilke, Hans Magnus Enzensberger oder Marie-Luise Kaschnitz. Für die 26 Essays zu ausgewählten lyrischen Beiträgen konnten Kocziszky und Lang einige der „fellows“ und Mitarbeiter des Kollegs gewinnen, worunter sich Kunst- und Literaturwissenschaftler, Archäologen, Althistoriker sowie Germanisten befinden. Sie arbeiteten, je nach fachlicher Ausrichtung, bestimmte Momente der Gedichte heraus, beispielsweise geben sie fundierte archäologische Hintergrundinformationen. Der Band wird mit einem Anhang beschlossen, zu dem Kurzinformationen zu den Dichtern sowie umfangreiche Fußnoten, in denen sich viele weiterführende Literaturangaben befinden, und ein ausführliches Literaturverzeichnis gehören.

Mit dem vorliegenden Werk haben Kocziszky und Lang, wie bereits im Vorwort angestrebt, einen „Band zur topographischen archäologischen Poesie“ (S. 9) geschaffen, der den Leser auf eine Reise durch das antike Griechenland anhand ausgewählter deutschsprachiger Lyrik nimmt. Wichtig ist der Punkt, dass es sich bei den Schöpfern dieser eben nicht um Archäologen und ihre Impressionen handelt, sondern um Lyriker, die die Faszination, welche vom Gesehenen bzw. Erfahrenen ausgeht, mit einer vergleichbaren Leidenschaft zu Papier brachten.

„Tiefenwärts. Archäologische Imaginationen von Dichtern“ spricht somit nicht nur die Wissenschaftler an, sondern auch den Archäologen in jedem Laien, der sich für Altertum und Geschichte interessiert.