Misenska Pravni Kniha: Historicky Kontext, Jazykovy Rozbor, Edice
Das Meißner Rechtsbuch. Historischer Kontext, linguistische Analyse, Edition

Der Archivar und Historiker Vladimír Spáčil und die Germanistin und Historikerin Libu¨e Spáčilová, die hier an ihre bewährte Zusammenarbeit bei der Untersuchung des Olmützer Stadtbuches des Stadtschreibers Wenzel von Iglau (vgl. Anm. 1) anknüpfen, schließen mit vorliegender fundierten rechts- und sprachhistorischen Bearbeitung zum Meißner Rechtsbuch eine Forschungslücke. Von diesem Werk, das einen Meilenstein auf dem Weg zu weiteren Quellenstudien mit eingeschlossenen rechts- und sprachhistorischen Auswertungen markiert, profitieren gleich mehrere Fachdisziplinen, und dies sowohl in methodischer Hinsicht wie auch bei der Möglichkeit einer vergleichenden Einbeziehung des aufbereiteten Materials und der erzielten Ergebnisse.

Auf das Inhaltsverzeichnis (S. 5-9) folgt das Vorwort (S. 11-13), das die Gebiete der Bearbeitung und Erforschung des Meißner Rechtsbuches vorstellt.

Daran schließt sich als erster Hauptteil eine ausführliche, 200 Seiten umfassende Einleitung von Vladimír Spáčil zur Edition des Meißner Rechtsbuches (S. 15-214) an, in der folgende Schwerpunkte behandelt werden: 1. Die rechtliche Situation in Deutschland vor der Entstehung des Sachsenspiegels (S. 15-16), 2. Der Autor des Sachsenspiegels (S. 16-19), 3. Der Sachsenspiegel (S. 19-23), 4. Klenok und sein Kampf gegen den Sachsenspiegel (S. 23-30), 5. Der Sachsenspiegel und sein Inhalt, seine weitere Bearbeitung und sein Einfluß auf andere Rechtskodifikationen (S. 30-39), 6. Rechtsbücher, die auf der Grundlage des Sachsenspiegels entstanden sind (S. 39-57), 7. Verzeichnisse der Handschriften der deutschen Rechtsbücher (S. 57-60), 8. Das Magdeburger Recht (S. 60-68), 9. Kolonisation: die Städte, ihr Recht und ihre Verwaltung (S. 68-101), 10. Das Magdeburger Recht in den böhmischen Ländern (S. 101-112), 11. Olomouc - Anfänge, Recht und Verwaltung (S. 113-140), 12. Das Meißner Rechtsbuch (S. 140-158), 13. Klassifikationen des Meißner Rechtsbuches (S. 158-165), 14. Vollständige Handschriften, Fragmente und deperdita des Meißner Rechtsbuches (S. 165-180), 15. Bisherige Editionen des Meißner Rechtsbuches (S. 180-194), 16. Handschriften des Meißner Rechtsbuches mit Beziehungen zu Olomouc (S. 194-210), 17. Die Handschrift des Meißner Rechtsbuches aus dem Jahre 1389 und die Handschrift aus der 2. Hälfte des 17. Jh. (S. 210-213), 18. Schluß (S. 213-214).

Es folgen Verzeichnisse von Quellen und Literatur (S. 215-254), Abkürzungen (S. 255) und Siglen (S. 256), weiterhin Ausführungen zu den Editionsgrundsätzen (S. 257-258) sowie Konkordanzen (S. 259-348).

Diesen ersten Hauptteil schließt Vladimír Spáčil mit einem in deutscher Sprache verfaßten Resümee (S. 349-358) ab, einer komprimierten Darstellung des sächsisch-magdeburgischen Rechts, beginnend mit Eike von Repgow und dem Sachsenspiegel, über den Weg des deutschen Rechts im Zuge der Siedlungsbewegung von Schlesien nach Mähren, in deren Begleitung auch das sächsisch-magdeburgische Recht in diese Gebiete kam. Die Ergebnisse der historischen Auswertung werden zusammengefaßt, und die Bedeutung des Meißner Rechtsbuches wie auch seine Verbreitung werden ausführlich dargestellt. Entstehungsort und -zeit dieser wichtigen Rechtsquelle sind unter den Forschern allerdings noch immer in der Diskussion, betont V. Spáčil, der nach gründlicher Recherche den Stand der Forschung zusammenfaßt. Abschließend werden auch die edierten 4 Handschriften des Meißner Rechtsbuches, die einen Bezug zu Olomouc haben, vorgestellt.

Im zweiten, ebenfalls sehr umfangreichen Hauptteil des Werkes wendet sich Libu¨e Spáčilová der sprachlichen Analyse der 4 Handschriften des Meißner Rechtsbuches, die einen Bezug zu Olomouc haben, zu (S. 359-481). Die Autorin gliedert ihre Ausführungen in folgende Teile: 1. Charakterisierung der Meißner Sprachlandschaft (S. 359-363), 2. Graphie der Handschriften (S. 364-375), 3. Die Vokale in den untersuchten Handschriften (S. 375-397), 4. Dialektale morphologische Elemente (S. 397-399), 5. Phonographematische und morphologische Analyse der Eigennamen in den untersuchten Handschriften (S. 399-409), 6. Vergleich der Sprache der Handschriften V, O1, O2, B (S. 409-419), 7. Analyse des Meißner Rechtsbuches auf der lexikalischen Ebene (S. 420-461), 8. Schlußbemerkungen zur sprachlichen Untersuchung des Meißner Rechtsbuches (S. 462-463). Als Punkt 9 der sprachlichen Untersuchung folgt ein in deutscher Sprache verfaßtes ausführliches Resümee unter der Überschrift: Linguistische Untersuchung der 'Olmützer' Handschriften des Meißner Rechtsbuches (S. 463-481). Dies ist gleichzeitig die Zusammenfassung der Ergebnisse der von Libu¨e Spáčilová vorgenommenen sprachlichen Analyse.

Es schließen sich Quellen-, Literatur- (S. 483-488) und Abkürzungsverzeichnis (S. 488) an, weiterhin eine Übersicht des Inhalts des Meißner Rechtsbuches nach Büchern, Kapiteln und Distinktionen (S. 489-559) sowie die Edition des Meißner Rechtsbuches selbst (nach Büchern I - VII) (S. 561-782).

Den Abschluß dieses beeindruckenden, opulenten und inhaltsreichen Werkes bilden 2 Register (S. 783-835): ein Namenregister (S. 783-785) und ein ausführliches Sachregister (S. 787-835; vgl. Anm. 2). Letzteres sei all denen besonders zur Nutzung empfohlen, die sich mit deutschem und/oder tschechischem historischen (Recht)Wortschatz beschäftigen.

Immer wieder setzen Vladimír Spáčil und Libu¨e Spáčilová ihre eigene fundierte Untersuchung zum Meißner Rechtsbuch in Beziehung zur rechts- und sprachhistorischen Forschung insgesamt. Der Stand der Forschung zu beiden Gebieten wird systematisch dargestellt und zusammengefaßt. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Stellung des Meißner Rechtsbuches innerhalb des sächsisch-magdeburgischen Rechts mit all seinen Aspekten der Entstehung, Bedeutung, Verbreitung und Rezeption. Auch der Stand der Erforschung des Magdeburger Rechts in Böhmen und Mähren wird zusammengefaßt (S. 349-358). Daß noch nicht alle Fragen gelöst sind, sei mit nachfolgendem Zitat belegt: 'Es ist unstreitig, dass das Meißner Rechtsbuch sowohl im Rechtsleben als auch in der Verwaltung der Stadt Olmütz eine außerordentlich bedeutende Rolle spielte. Unsicher ist nur die Antwort auf die Frage, wann die Anordnungen dieses Rechtsbuchs in der Olmützer Rechtspraxis die Oberhand gewannen und bei der Lösung der Rechtssachen im Stadtrat sowohl in gerichtlichen Angelegenheiten als auch in Verwaltungssachen bestimmend wurden.' (S. 358).

Abschließend sei die Aufmerksamkeit nochmals auf die ausführlichen deutschen Zusammenfassungen der Ergebnisse der beiden Hauptkapitel in deutscher Sprache gerichtet, vgl. die beiden Resümees (V. Spáčil: S. 349-358 und L. Spáčilová: 9. Resümee, S. 463-481). So kommen sowohl die Ergebnisse der (rechts)historischen wie auch der sprachhistorischen Analysen an den interessierten Nutzer, unabhängig von evtl. Sprachbarrieren. Die Forschung ist damit aufgerufen, im Interesse an der Beschäftigung mit dieser rechts- und sprachwissenschaftlich bedeutsamen Quelle nicht nachzulassen.

Anmerkungen:

(1) Spáčilová, Spáčil 2004: Libu¨e Spáčilová, Vladimír Spáčil, Památná kniha olomoucká (kodex Václava z Jihlavy) z let [Das Olmützer Gedenkbuch des Wenzels von Iglau aus den Jahren] 1430'1492, 1528. Úvod, jazykový rozbor německých textů, edice, rejstříky [Einleitung, sprachliche Analyse der deutschen Texte, Edition, Register]. Olomouc 2004.

(2) Hier zeigen sich die Erfahrungen aus der Mitarbeit an einem umfangreichen Glossar zum Wortschatz in historischen Quellen, vgl.: Hildegard Boková, Libu¨e Spáčilová, spolupracovali / unter Mitarbeit von Václav Bok, Vladimír Spáčil, Jana Kusová, Stručný raněnovohornoněmecký glosář k pramenům z českých zemí. Kurzes frühneuhochdeutsches Glossar zu Quellen aus den böhmischen Ländern. Olomouc 2003. ' Eine erweiterte und ergänzte Auflage dieses wichtigen Nachschlagewerkes ist in Vorbereitung.