Komik in den Tristien Ovids

'Komik in den Tristien Ovids' ist ein Titel der auf den ersten Blick verwirrend erscheint, denn, wo sollen Trauergedichte etwas Komisches an sich haben. Martin Amann versucht in seinem Buch durch vorher festgelegte Kriterien dem Leser aufzuzeigen, dass, wenn man unter verschiedenen Blickwinkeln die Gedichte betrachtet, komische Situationen zu Tage treten. In einer kurzen Einleitung legt er dar, was er mit diesem Werk erreichen will und auf welchem Wege er zu diesem Ziel gelangen möchte. Er schreibt, wie der Titel es vermuten lässt, jedes Gedicht der fünf Tristienbücher behandeln zu wollen, revidiert dies im nächsten Absatz aber, wo er angibt, dass er das 2. Buch der Tristien nicht behandelt, da es seiner Meinung nach schon genügend gute Abhandlungen über das Komische im 2. Buch gäbe (S. 7/8). Im ersten Kapitel über 'Theoretische Betrachtungen zur Komik' erklärt er sehr ausführlich, welche Kriterien er anlegt und wie er verschiedene Begriffe wie z. B. Komik, Lachen und Ironie auffasst. Jedoch bekommt dieses Kapitel durch die zahlreichen Beispiele seine Längen, so dass 35 Seiten für diesen Theorieteil etwas zu lang sind. In den nächsten Abschnitt widmet er sich dann ganz der Interpretation der einzelnen Gedichte, wobei er Tristia 1,1 sehr ausführlich analysiert, und die weiteren dann etwas kürzer abhandelt. Auch die Gedichte, in denen seiner Meinung nach keine komischen Elemente vorhanden seien, behandelt er.
Amann beschränkt sich nicht auf einzelne Szenen, sondern betrachtet ein Gedichte immer als Ganzes, wobei er es immer in einen Kontext mit den anderen Gedichten der Tristienbücher setzt. Dass die Gedichte nicht nur aus sich selbst heraus komische wirken, wird deutlich, wenn Amann sie mit den Werken anderer Autoren der Antike vergleicht: Ovid selbst nimmt Bezug auf diese. So vergleicht er die Leiden seines erzählenden Ichs auf der Reise in die Verbannung mit jenen Leiden, die Odysseus auf seinen Irrfahrten durchmachte, wobei das erzählende Ich viel schlimmer dran sei als der Protagonist der Odyssee (Tristia 1,5; Amann S. 101 ' 108). Auch auf den Princeps und seine Verbannung nimmt Ovid Bezug, und Amann legt dar, dass ein offenkundiges Lob des Kaisers in Wirklichkeit eine Kritik an Augustus und seinem Verhalten ist (z. B. Tristia 1,3; Amann S. 86 ' 99). Im letzten Kapitel seines Buches weist Amann nochmals daraufhin, dass er nicht zeigen will, die Tristien seien komisch, sondern er will zeigen, wie man sie lesen sollte, wenn man die komischen Aspekte der Gedichte erfassen will (S. 251). Daran anschließend stellt er eine kurze Übersicht vor, woran sich komische Stellen erkennen lassen und in welchen Gedichten keine komischen Elemente vorkommen (S. 252 ' 255). Zudem führt er eine Liste der Stilelemente an, mit deren Hilfe Ovid komische Situationen in den Tristien erschafft. Den Abschluss des Buches bildet ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis, in dem auf 22 Seiten nicht nur Werke zu Ovid und seiner Exildichtung aufgeführt werden, sondern auch Bücher und Abhandlungen über das Komische allgemein. Ein Namen', Sach- sowie ein Stellenregister am Ende des Buches erleichtern einem das Lesen, wenn man sich nur mit einem bestimmten Aspekt oder eine einzelnen Gedicht beschäftigen möchte.
Amann legt auf sehr detaillierte Weise dar, betrachtet man die Tristien mit Abstand - distanziert sich gefühlsmäßig von dem erzählendem Ich und seinen Leiden - in vielen Gedichten komische Elemente vorhanden sind. Vor allem durch den Schreibstil des Autors, bei dem sich der Leser ab und zu ein Lachen oder Schmunzel nicht verkneifen kann, wird dieses Buch zu einer lohnenden Lektüre, beschäftigt man sich mit Ovid und seiner Exildichtung.