Österreichische Schriftstellerinnen 1800-2000
Eine Literaturgeschichte

Die Monographie 'Österreichische Schriftstellerinnen 1800-2000. Eine Literaturgeschichte' von Sigrid Schmid-Bortenschlager ist das Ergebnis einer dreißigjährigen Forschungsarbeit auf dem Gebiet Literatur und spezifisch auf dem Gebiet der deutschsprachigen Frauenliteratur. Das Hauptziel des Buches ist die Vermittlung eines Kanons der Werke von Frauen: Nicht nur geht es darum, den eindrucksvollen Anteil von Frauen in der Literatur der letzten zweihundert Jahre zu demonstrieren, sondern auch die Bedingungen, unter denen sie geschrieben haben, hervorzuheben (vgl. S. 9f.).
Die Arbeit, die in neun Kapitel unterteilt wurde, setzt sich folgendermaßen zusammen: Im ersten Kapitel zum 'Ausschluss der Frauen aus der Literaturgeschichte' plädiert die Autorin dafür, den Grund für die Marginalisierung der Frau in der Literaturgeschichte in der Angst der männlichen Autoren vor der Bedrohung der herrschenden Ordnung zu suchen: In diesem Kontext wird die Frau nicht mehr als das Schwache angesehen, sondern als die Konkurrenz für die existierende Herrenwelt verstanden. Ein weiterer Grund für die Ausgrenzung von Frauen wird in der starken Politisierung der deutschsprachigen Literatur seit der Romantik und in der Annahme, Frauen könnten keine politische Literatur schreiben, gesehen. Der Unterteilung in 'männliche' hohe und 'weibliche' Trivialliteratur sowie die Dichotomien 'Dichter' und 'Schriftsteller', 'Genie' und 'Handwerker' wird in diesem Zusammenhang ebenso eine zentrale Rolle zugewiesen. Die folgenden acht Kapitel sind chronologisch aufgebaut und fassen die österreichische Frauenliteratur der Jahre 1800-2000 zusammen. Die Zäsuren bilden die Jahre 1800, 1900, der Erste und der Zweite Weltkrieg, sowie das Jahr 1968. Das letzte Kapitel geht auf die 80er und 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts ein.
Neben den Werken selbst wird auf die Bedeutung der von Frauen gegründeten Institutionen hingewiesen: In einem Exkurs wird die Arbeit des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien vorgestellt. Die Besonderheit des Vereins bestand u.a. darin, dass sein Vermögen so groß war, dass eine Auszahlung von Pensionen an die weiblichen Mitglieder möglich war. Eine weitere Besonderheit des frauenspezifischen Schreibens sei das Bilden von sozialen Netzwerken, die bereits im 19. Jahrhundert populär waren. Hier werden u.a. die Namen Betty Paoli, Marie von Ebner-Eschenbach oder Ada Christen genannt, die sich nicht nur gegenseitig unterstützten, sondern auch regen Kontakt mit männlichen Autoren, wie z.B. Ferdinand von Saar, pflegten.
Die Arbeit bietet eine übersichtliche Einführung in die österreichische Literatur von Frauen. Das Besondere ist vor allem darin zu sehen, dass die Monographie nicht nur Kanonautorinnen wie Bertha von Suttner, Marie von Ebner-Eschenbach oder Ingeborg Bachmann tradiert, sondern auch auf die weniger bekannten wie Betty Paoli oder Ida Christen verweist. Damit wird ein weiter Bogen von berühmten Autorinnen über die weniger beachteten von 1800 bis 2000 geschlagen.