Enzyklopädie Erster Weltkrieg
Aktualisierte und erweiterte Studienausgabe

Die 2003 erstmals erschienene 'Enzyklopädie Erster Weltkrieg', ein Standardwerk von Anfang an, hat bereits eine Erfolgsgeschichte hinter sich und ist nun in einer erweiterten Studienausgabe zu einem aber immer noch relativ hohen Preis erschienen. Sie ist das Resultat einer nun schon seit längerem in Blüte stehenden Weltkriegsforschung in Deutschland und darüber hinaus, deren Früchte nicht zuletzt zum 90. Jahrestag des Kriegsbeginns 2004 und zum 90. Jahrestag des Kriegsendes 2008 auch für ein breiteres Publikum sichtbar geworden sind.
Unter Federführung von Gerhard Hirschfeld und Irina Renz von der Bibliothek für Zeitgeschichte in Stuttgart sowie Gerd Krumeich von der Universität Düsseldorf haben weit über hundert Forscherinnen und Forscher aus mehr als einem Dutzend Länder mit ihrer Expertise zu diesem Grundlagenwerk beigetragen.
Entstanden ist so ein unentbehrliches und verlässliches Nachschlagewerk zu verschiedensten Aspekten der Geschichte des Ersten Weltkriegs und seiner Nachwirkung. Dem alphabetischen Lexikonteil sind vier Abschnitte vorangestellt. Hier bieten ausgewiesene Experten und Expertinnen in instruktiven Aufsätzen auf insgesamt gut 300 Seiten einen Überblick über die wichtigsten beteiligten Staaten, über die Gesellschaft im Krieg, den Kriegsverlauf und schließlich die Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg.
Im Abschnitt 'Gesellschaft im Krieg' stellen die Verfasser wichtige gesellschaftliche Akteure und Felder dar wie Frauen, Arbeiter, Soldaten, Religion oder Propaganda. Zu fragen wäre allerdings, ob neben Texten über Frauen sowie über Kinder und Jugendliche nicht auch ein Aufsatz eigens über Männer sinnvoll und inspirierend hätte sein können, waren sie doch erheblichen Rollenverschiebungen, Statusverlusten, Ängsten etc. ausgesetzt. Manches von dem findet sich allerdings verstreut im lexikalischen Teil wieder, so etwa ein ausführlicher Eintrag zum Thema Invalidität. Ein Beitrag über Kunst bzw. Künstler wäre ebenfalls wünschenswert gewesen.
Zur Geschichtsschreibung finden sich leider nur zwei Aufsätze, in denen einmal die westliche Forschung sehr gerafft skizziert wird, und ein weiterer, der sich auf gerade einmal dreieinhalb Seiten eigens mit der DDR-Geschichtsschreibung befasst. Die osteuropäische Forschung aber sucht man vergebens.
Der lexikalische Teil sucht im Hinblick auf Vollständigkeit und Vielseitigkeit seinesgleichen. Kaum ein Aspekt, kaum ein Begriff oder eine Biographie fällt unter den Tisch. Am Ende der einzelnen Einträge wird auf die grundlegende Literatur verwiesen. Als besonders nutzerfreundlich erweisen sich die zahlreichen Verweise auf andere Lexikonartikel. Auch ist das gesamte Werk zusätzlich über ein Stichwortverzeichnis, Personen- und Ortsregister vorzüglich erschlossen. Eine Chronologie am Ende rundet den Band ab.
An diesem Werk kann und sollte niemand vorbeikommen, der sich mit dem Ersten Weltkrieg oder seinen Nachwirkungen beschäftigt. Die kritischen Anmerkungen sind lediglich als Anregung für eine weitere Auflage zu verstehen, die dem Buch unbedingt zu wünschen ist.