Jedesmal, wenn ich nach Warschau oder Lodz komme, wundere ich mich. Ich wundere mich über das rasante Tempo, in dem sich hier die Dinge verändern, in denen in Warschau neue große Gebäude entstehen, in dem in Lodz alte Fabriken in Einkaufszentren oder Wohnhäuser umgewandelt werden. Die polnischen Großstädte boomen, werden ' zumindest im Zentrum ' moderner, und so ist es nahezu folgerichtig, dass das Jahrbuch 2007 des Deutschen Polen Instituts in Darmstadt sich dem Thema 'Stadt' annimmt. Doch wird hier keineswegs unkritisch eine Entwicklung zelebriert, sondern die Autoren fragen danach, wer denn vom Boom profitiert und wer eben nicht. Deutsche und Polen schreiben hier Essays über einzelne Städte und deren Entwicklungstendenzen, über die polnische Architektur der letzten Jahre, über die deutsche Vergangenheit mancher polnischer Städte und die Strategien polnischer Kleinstädte.
Literarische Texte aus verschiedenen Zeiten zum Thema Stadt sind außerdem in dem Band zu finden, so sind Gedichte von dem in Krakau lebenden Adam Zagajewski, dessen wunderbares 'Ich schwebe über Krakau' auch in deutscher Übersetzung vorliegt, ebenso abgedruckt wie Gedichte von Józef Czechowicz, der Lubliner Dichter, der so viel über seine Heimatstadt schrieb und 1939 bei ihrer Bombardierung ums Leben kam.
Am Ende des Jahrbuches geht es um 'Tendenzen', hier stellt Marcin Król die Situation in seinem Heimatland im Jahre 2006 dar und Anna Wolff-Powęska schreibt über die Geschichtspolitik ihres Landes: 'Die polnischen Auseinandersetzungen um Geschichte und Gedächtnis'.
Das Jahrbuch Polen 2008 ist bereits erschienen und hat das Thema 'Jugend'.