Geschichte der Juden im Altertum
Vom Babylonischen Exil bis zur arabischen Eroberung

Das Buch gliedert sich in 6 Abschnitte:
1) Die Grundlegung der religiösen Lebensordnung unter persischer Oberherrschaft (538-332 v. Chr.);
2. Die Begegnung mit den Griechen (312-163 v. Chr.);
3) Die Hasmonäer;
4) Die Juden unter römischer Herrschaft (63 v.Chr.-135 n. Chr.);
5) Neubeginn und neue Herausforderung (135 ' 640 n. Chr.) und
6) Bilanz und Ausblick mit umfangreicher Zeittafel, Hinweise zu Quellen und wissenschaftlicher Literatur, Bild und Kartennachweis sowie einem Personen- und Ortsregister.
Das Werk bietet zahlreiche Münzdarstellungen und Karten, in der Mitte und gegen Ende auch mit farbigen Darstellungen (Karten und Szenen der jüdischen Heilsgeschichte). Die Sprache ist gut verständlich, und so ist das Buch auch und vor allem für den interessierten 'Normalverbraucher' gut zu lesen und wahrscheinlich auch für diese Zielgruppe gedacht. Denn trotz der Zitation von Quellentexten und der Literaturbesprechung am Schluss des Werkes fehlen jegliche Fußnoten. Dies macht einerseits eine Überprüfung der Position des Autors oder gar ein eigenes Quellenstudium kaum möglich, andererseits wird die Lesefreundlichkeit dadurch natürlich gesteigert.
Anzuzeigendes Buch kann somit in erster Linie einen Überblick verschaffen. Es ist weniger für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Stand der Forschung geeignet, die auch im Buch selbst nur stellenweise erfolgt. So wird hier beispielsweise die weit verbreitete Position vertreten, die Pharisäer seien eine Gruppe von Schriftgelehrten, die Sadduzäer hingegen stellten die priesterliche und weltliche Aristokratie (S. 142). Letztere müssten dann folgerichtig auch mit dem Ende des jüdisch-römischen Krieges untergegangen sein (S. 263). Dagegen ist immerhin auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass es auch sadduzäische Schriftgelehrte gegeben haben könnte. Dafür sprechen die vielen Aussagen zu priesterlichen Themen in der späteren rabbinischen Überlieferung, die wenig zu der Hypothese passen wollen, der Einfluss der Sadduzäer sei nach 70 schlagartig abgebrochen (vgl. dazu Günter Stemberger: Pharisäer, Sadduzäer, Essener. Stuttgart 1991 (SBS 144), S. 129-135). In Bezug auf Qumran und die Essener scheint hingegen die zu Recht bestehende Unsicherheit heutiger Forschung durchzuschlagen: Zwar werden auf Seite 263 die Qumranschriften noch ohne Einschränkung als Schriften der Qumran-Essener ausgewiesen, doch in der Literaturbesprechung urteilt der Autor durchaus vorsichtiger: 'Die in der Zeit zwischen 1947 und 1956 in der Nähe von Qumran entdeckten Schriftrollen, wahrscheinlich aus der Bibliothek der Sekte der Essener stammend...' (S. 337).
Zur Frage der Essener findet sich in der Darstellung allerdings auch ein Widerspruch: Auf Seite 127 heißt es: 'Es ist vermutet worden, dass es der in den Qumrantexten genannte 'Lehrer der Gerechtigkeit' war, von dem angenommen wird, dass er mit seinen Anhängern Jerusalem verließ und zum Begründer der Sekte der Essener wurde, als Jonathan im Jahre 152 v. Chr. von König Alexander Balas zum Hohenpriester ernannt wurde. Aber das ist eine Hypothese, die weder bewiesen noch widerlegt werden kann'. Auf Seite 140 findet sich zum gleichen Sachverhalt hingegen die Notiz: 'Als dann Alexander Balas Jonathan zum Hohenpriester ernannt hatte, gründete, wie mit gutem Grund vermutet worden ist, der bisherige Amtsinhaber, dessen Namen wir nicht kennen und der in Qumran als 'Lehrer der Gerechtigkeit' bezeichnet wird, die Gemeinschaft der Essener ...'
Auch bei der Bewertung der Quellen scheint vielfach ein kritischer Einwand erforderlich zu sein, so etwa bei der Frage nach der Authentie der Kyrosedikte aus Esr 1,2-4 und Esr 6,3-5 (S. 30f.) oder auch bei der Auswertung der römerfreundlichen Überlieferungen des Josephus. Bei der Beurteilung der Sadduzäer als 'eine abgehobene, der Arroganz der Macht verfallene Kaste' in Anlehnung an Josephus (S. 144) sollte berücksichtigt werden, dass sich Josephus selbst deren Gegner, den Pharisäern, zuordnet. Die Beschreibung des Herodes des Großen als mordendes Monster (S. 187f.) spiegelt zwar die herodeskritische Darstellung des Josephus wieder, wird aber mit einiger Wahrscheinlichkeit diesem Herrscher nicht gerecht (vgl. Linda 'Marie Günther: Herodes der Große. Darmstadt 2005). Und ob der Tempel in Jerusalem tatsächlich gegen den ausdrücklichen Befehl des Titus in Brand gesteckt werden konnte ' einmal durch einen Soldaten, der eine Fackel durch ein Fenster warf (BJ VI, 252) und noch einmal durch einen anderen, der mehr oder weniger im Beisein des Titus die Tore des Tempels anzündete (BJ VI, 265), ist doch sehr die Frage. Die Mitführung des großen Tempelleuchters und anderer Gegenstände aus dem Tempel beim Triumphzug des Titus lassen eher an eine systematische Plünderung und geplante Zerstörung des Gebäudes nach den Kampfhandlungen denken, zumal dies auch der römischen Siegermentalität entsprochen haben dürfte. Josephus als Parteigänger der Römer, der aber gleichzeitig die Sympathie des Judentums sucht, präsentiert hier ein paar anonyme Gestalten, die den Cäsar entlasten.
Ähnliche Vorbehalte scheinen dem Rezensenten bei der Auswertung ntl. Schriften durch den Autor angezeigt zu sein: Woher weiß Vf., dass Josef, der Vater Jesu, nicht aus davidischem Geschlecht war (S. 203) oder dass gegen Jesus kein Prozess stattfand (214)? Auch das sind Hypothesen, die weder bewiesen noch widerlegt werden können! Letzteres gilt im Übrigen auch für die angebliche Aussage Jesu im Prozess: Mein Reich ist nicht von dieser Welt (S. 211), die Vf scheinbar als echtes Jesuswort versteht. Zudem ist zu fragen, ob die Antwort des Agrippa II gegen Paulus nach Apg 26,28 wirklich ironisch gemeint war, wie vom Vf. behauptet ' sofern sie denn überhaupt historisch ist.
Dessen ungeachtet gibt das Buch, wie schon bemerkt, dem interessierten Laien einen guten Überblick über den beschrieben Zeitraum der jüdischen Geschichte.