Archäologie erleben
Ausflüge zu Eiszeitjägern, Römerlagern und Slawenburgen

Der Trend bei der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in der modernen Archäologie geht eindeutig weg vom althergebrachten Vitrinenmuseum hin zu einer zeitgemäßen Darstellung unter Verwendung verschiedener Konzepte, wie etwa Archäologischen Parks, Freilichtmuseen, Rekonstruktionen und experimenteller Archäologie. Das liegt zum einen an einer ganzen Reihe aufsehenerregender Funde in den letzten Jahren, zum anderen aber auch an einem gewachse-nen Publikumsinteresse, das zunehmend Wert auf eine lebendige Präsentation legt.

In dem hier zu besprechenden Band wird der Versuch unternommen, in der Art eines Reisefüh-rers die bedeutendsten archäologischen Sehenswürdigkeiten der Vorgeschichte, der Römerzeit und des Mittelalters in Deutschland vorzustellen, seien es die Denkmäler selbst, oder Parks und Museen, die an die einstigen Denkmäler erinnern. Die Leser werden auf eine Reise geführt, die sie unter anderem zu den Jägern der letzten Eiszeit, zu den Fürstensitzen und Städten der Kel-ten, zu den Handelsplätzen der Wikinger an Nord- und Ostsee, und schließlich zu den römi-schen Städten und den Pfalzen des Mittelalters führt. Außerhalb der Landesgrenzen werden auch zwei Ziele in der Schweiz und in Frankreich vorgestellt. Insgesamt nennt die Publikation in alphabetischer Folge 38 'geschichtsträchtige Orte', wobei die Auswahlkriterien unklar sind und zuweilen sicherlich zu diskutieren wären. Aber es mußte zwangsläufig eine Auswahl getroffen werden, die immer subjektiv ist und an Grenzen stoßen wird. Es ist zu überlegen, ob angesichts der nicht behandelten Sehenswürdigkeiten ein Folgeband lohnenswert wäre. Im Anhang finden sich dann auch noch weitere Orte, die von den Autoren als nennenswert angesehen werden, allerdings lediglich in Form einer Liste ohne Extras.

Die drei Autoren haben als Redakteure der renommierten Zeitschrift 'Archäologie in Deutsch-land' anläßlich des 20-jährigen Zeitschriftenjubiläums den vorliegenden Band herausgegeben, der sich hauptsächlich an interessierte Laien und Hobbyarchäologen richtet. Deshalb sind auch viele praktische und nützliche Hinweise, wie Wegbeschreibungen, Öffnungszeiten und Veran-staltungstips vermerkt.

Die Texte selbst sind äußert knapp gehalten, dafür aber reich mit Fotos, Karten, Luftbildern, Plänen und Rekonstruktionszeichnungen illustriert. Da die Autoren der Beiträge immer kompe-tente und mit den archäologischen Stätten vertraute Personen wie Museums- und Ausgra-bungsleiter sind, kann man von einer fundierten Behandlung des Stoffes ausgehen. Es ist aller-dings zu bedauern, daß bei der Kürze der Texte eine detaillierte Bibliographie nicht zu finden ist.

Außerdem fällt auf, daß es seitens der Autoren kaum Kritik an den Konzepten der Archäologi-schen Parks gibt, die durchaus nicht unumstritten sind, bewegen sie sich doch häufig auf dem schmalen Grat zwischen Wissenschaftlichkeit und effektvollem Freizeitparkcharakter, der nicht in der archäologischen Wirklichkeit fußt.
Andererseits ist hervorzuheben, daß es ein ganz besonderes und lobenswertes Verdienst der Verantwortlichen ist, aus den meist spröden und unscheinbaren Funden interessante und fes-selnde Präsentationen zu machen, die wenigstens ansatzweise dem ursprünglichen Erschei-nungsbild der Fundplätze gerecht werden, so daß es durchaus zu einem lebendigen Bild der Vergangenheit kommt.

Insgesamt, trotz aller Kritikpunkte, ein wichtiges und aktuelles Werk zu Erscheinungsbild und Zukunft der modernen Archäologie; mit der gut erfüllten Hauptaufgabe, ein Reiseführer in die Vergangenheit zu sein.